Olympische Spiele in Peking
Vesper will Zensur-Vergleich nicht so gemeint haben
"Unsäglich", "irritierend und aberwitzig": Sportbund-Generaldirektor Vesper ist für seine Äußerungen zur Internet-Zensur heftig kritisiert worden. Er hatte Chinas Vorgehen mit der Sperrung rechtsradikaler Seiten in Deutschland verglichen. Jetzt bemüht er sich um Schadensbegrenzung.
Hamburg/Peking - Der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hat auf die heftige Kritik an seinen Äußerungen zur Internetzensur bei den Olympischen Spielen in Peking reagiert. "Ich bin ein strikter Gegner von Internetzensur", sagte Michael Vesper am Mittwoch bei der Eröffnung des Deutschen Hauses. Er habe keineswegs die Sperrung von Internetseiten in Deutschland auf eine Stufe gestellt mit der Zensur im Internet in China, bemühte sich Vesper um eine Klarstellung.
Der ehemalige Grünen-Politiker und Minister von Nordrhein-Westfalen war wegen seinen Bemerkungen in der ARD-Sendung "Weltspiegel" heftig kritisiert worden. "In jedem Land der Welt, auch in der Bundesrepublik Deutschland, werden Internetseiten gesperrt. Bei uns sind es rechtsradikale Seiten, die gesperrt werden. Und es ist natürlich auch in China so, dass einzelne Seiten gesperrt werden", hatte der 56-Jährige gesagt, der in Peking als Chef de Mission der deutschen Olympiamannschaft vorsteht. "Es muss aber der freie Zugang zu allen wichtigen Informationen, die Journalisten brauchen, um ihre Arbeit zu tun, gewährleistet sein", hatte der Spitzenfunktionär des DOSB hinzugefügt.
Zwei Tage vor Beginn der Olympischen Spiele relativierte Vesper nun seine Äußerungen. Er habe sich nach Bekanntwerden der Internetzensur am vergangenen Mittwoch "von Donnerstag früh an dagegen eingesetzt und ganz klar erklärt, dass diese Sperrung von Internetseiten nicht akzeptabel ist". Es habe Schritte gegeben, erfreulicherweise. "Aber ich denke, es muss weitere Schritte geben", meinte er.
Sein Grünen-Parteikollege Volker Beck hatte den ursprünglichen Vergleich Vespers als "aberwitzig und irritierend" bezeichnet. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dieter Wiefelspütz hatte Vesper in den Dortmunder "Ruhr Nachrichten" eine "skandalöse Verharmlosung der chinesischen Zensur" vorgeworfen und eine "schnelle Entschuldigung" gefordert. Der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Peter Danckert (SPD), sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger", der Vergleich verbiete sich: "Wir sprechen hier doch nicht über Internetseiten mit strafrechtlich relevanten Inhalten. Wir sprechen über Amnesty International."
FDP-Generalsekretär Dirk Niebel sagte im Gespräch mit der "Passauer Neuen Presse", Vespers "unverschämte Gleichsetzung der chinesischen Zensur mit dem deutschen Einsatz gegen Neonazis ist durch nichts zu rechtfertigen."
Elke Schäfter, Geschäftsführerin der deutschen Sektion von "Reporter ohne Grenzen" hatte im "Deutschlandfunk" Vespers Aussagen als "unsäglich" bezeichnet.