Outing Westerwelle fordert mehr Rechte für Homosexuelle

Vor wenigen Tagen inszenierte er sein Outing, nun geht er in die Offensive: FDP-Chef Guido Westerwelle fordert im Gespräch mit dem SPIEGEL mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen, die Gleichstellung der Homo-Ehe und die Ausweitung des Adoptionsrechts.

Westerwelle fordert in einem SPIEGEL-Gespräch mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen: "Ich bin für mehr Selbstverständlichkeit im Umgang mit diesen Fragen", fordert er in einem Gespräch mit dem SPIEGEL. Mögliche negative politische Konsequenzen seines Outings nehme er bewusst in Kauf: "Ich kann nichts daran ändern, ob mein Leben den Leuten gefällt oder nicht gefällt. Ob mein Leben in großen Städten Zuwächse mit sich bringt oder ob es in ländlichen Regionen möglicherweise Ablehnung hervorruft. Das weiß ich nicht, das werden wir niemals erfahren. Ich kann mich auch nicht danach richten. Für mich ist mein Leben völlig selbstverständlich. Ich lebe es selbstbewusst und kann von mir sagen, ich habe nie eine Kulisse geschoben."

Westerwelle plädiert im SPIEGEL für die volle Gleichberechtigung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften: "Derzeit ist die Lage doch so, dass solche Lebensgemeinschaften eine Menge Pflichten haben, zum Beispiel Beistandspflichten gegenüber dem Sozialstaat, aber die angemessenen Rechte werden ihnen verweigert. Das kann nicht richtig sein." Westerwelle fordert, das Adoptionsrecht auf alle festen gleichgeschlechtlichen Paare auszuweiten: "Wenn man die Wahl hat zwischen dem Aufwachsen in behüteten, liebevollen Verhältnissen und dem Aufwachsen eines Kindes in einem Heim, dann entscheidet man sich doch zum Wohl des Kindes für die behüteten Verhältnisse."

Gleiche Rechte fordert Westerwelle auch für die steuerliche Behandlung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, also Einführung eines Ehegatten-Splittings für homosexuelle Paare: "Entlastungen und Belastungen werden sich die Waage halten." Westerwelle kritisiert die Bundesregierung: "Rot-Grün ist bei dem ganzen Thema auf halber Strecke stehen geblieben."

Einem politischen Streit mit den Hardlinern in der CSU will Westerwelle nicht aus dem Weg gehen. Die Ankündigungen der CSU-Spitze, die rot-grünen Reformgesetze im Bereich gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften im Fall eines Regierungswechsels zurückzunehmen, lehnt Westerwelle kategorisch ab: "Ich habe schon vor der letzten Bundestagswahl den Kanzlerkandidaten Stoiber nicht darüber im Unklaren gelassen, dass das, was in der vergangenen Legislaturperiode an politischen und rechtlichen Fortentwicklungen gegen die Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften stattgefunden hat, nicht zurückgedreht werden kann."

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