Pannen bei "Sauerland"-Festnahme
GSG-9-Kräfte scheiterten an eigener Ausrüstung
Schon ein kleiner Zaun wurde zum unüberwindbaren Hindernis: Beim Anti-Terror-Einsatz gegen die "Sauerland-Gruppe" unterliefen der GSG 9 peinliche Pannen. Die hochgerüsteten Spezialkräfte kämpften beim Festnahmeversuch mit ihrer eigenen Kleidung.
Düsseldorf - Über die Pannen bei der Festnahme eines Mitglieds der terroristischen "
im September 2007 sind weitere Einzelheiten bekanntgeworden. Die Verfolgung des geflüchteten Daniel Schneider durch zwei Beamte des Spezialeinsatzkommandos GSG 9 scheiterte seinerzeit unter anderem an ihrer schweren Schutzkleidung, wie aus Zeugenaussagen der beiden Beamten am Dienstag vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf hervorging. Ein Beamter stolperte bei der Verfolgungsjagd.
Bei der Erstürmung des Hauses durch die GSG 9 sprang Schneider durch das Badezimmerfenster in den Garten und konnte dort auf engem Raum vor Augen der GSG 9 flüchten. Die zwei mit Overall, Schutzhelm, Schutzweste, Pistole und Maschinenpistole ausgerüsteten GSG-9-Beamten sollten die Rückseite des Hauses sichern. Einer der Polizisten kam nach eigener Aussage aber erst um die Hausecke, als Schneider in dem engen und überschaubaren Gartenstück des Ferienhauses bereits barfuß auf dem Rasen stand.
Schneider sei zwei bis drei Meter an ihm vorbeigerannt. Er selbst sei "ins Straucheln" gekommen, als er ihn ergreifen wollte, sagte der Spezialpolizist. Sein Kollege habe Schneider weiter verfolgt, der über einen niedrigen Holzzaun kletterte. "Dann habe ich ihn nicht mehr gesehen", sagte der GSG-9-Mann. Wegen der schweren Ausrüstung hätte "das Überwinden des Zauns zu viel Zeit gekostet". Die niedrige Höhe des Zauns wurde im Verhandlungssaal auf einem Polizeifoto dokumentiert.
Auch der zweite GSG-9-Beamte scheiterte mit dem Versuch, Schneider zu ergreifen. Er hatte ihn zuerst hinter dem Haus erblickt. "Mein Kollege war bis dahin noch nicht zu sehen", sagte er. Bei der Verfolgung Schneiders habe er beim Übersteigen des Zauns nur noch dessen Hose fassen können. "Ich habe dann leider niemanden mehr angetroffen", sagte der Beamte.
Festgenommen wurde Schneider schließlich von Beamten des Bundeskriminalamts, die einen Absperrring um das von der Gruppe angemietete Ferienhaus in Oberschledorn gebildet hatten. Auch dabei kam es zu Pannen. Die dortigen Beamten waren wegen fehlenden Funkkontakts zu ihren Kollegen völlig überrascht. Einem Beamten gelang es schließlich, den Verdächtigen zu Boden zu bringen. Im Gerangel der beiden löste sich mindestens ein Schuss.
Schneider muss sich deswegen auch wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten. Er bestreitet, absichtlich geschossen zu haben. Erst mit Hilfe weiterer Polizisten wurde der heute 24-jährige Saarländer endgültig überwältigt.
Der vierköpfigen "Sauerland-Gruppe" wird die Vorbereitung von Bombenanschlägen in Deutschland sowie die Mitgliedschaft in einer Terrorvereinigung vorgeworfen. Die Gruppe war vor der Festnahme bereits monatelang von der Polizei observiert worden.