Parteien besorgt Salafisten verteilen kostenlos Koran

Union, SPD und Grüne sind besorgt: Radikalislamistische Salafisten verteilen in deutschen Großstädten kostenlos den Koran an Nichtmuslime. Mit dem aggressiven Vorgehen werde der religiöse Frieden gefährdet.

Berlin/Düsseldorf - Anhänger der radikalislamischen Salafisten-Bewegung haben in den Fußgängerzonen deutscher Städte damit begonnen, kostenlose Exemplare des Koran an Nichtmuslime abzugeben. Sie werden dabei in Nordrhein-Westfalen vom Verfassungsschutz beobachtet. Die Aktion sei aktueller Ausdruck der offensiven Missionierungsarbeit dieser islamistischen Strömung, erklärte das NRW-Innenministerium am Mittwoch.

"Was sich als reine Koranverteilaktion präsentiert, ist in Wahrheit die subtile Verbreitung der salafistischen Ideologie", sagte ein Sprecher. Für das kommende Wochenende hat die extremistische Gruppierung in mehreren Städten, auch in Nordrhein-Westfalen, Aktionen angekündigt. Dabei soll der Koran verteilt werden.

In vielen deutschen Städten, vor allem in Niedersachsen und Hessen, wurden in den vergangenen Monaten schätzungsweise 300.000 Korane unters Volk gebracht. Als Cheforganisator der Aktion gilt der Kölner Ibrahim Abou-Nagie.

Salafisten vertreten einen rückwärtsgewandten Islam und streben einen Gottesstaat an. Der Verfassungsschutz in NRW beobachtet die islamistische Bewegung seit langem intensiv und sorgfältig. Das Verteilen des Korans an sich gilt nicht als strafbar. In NRW leben etwa 500 Salafisten. Längere Zeit gab es einen Schwerpunkt in Mönchengladbach. Inzwischen gilt eine Moschee in Solingen als ein Treffpunkt.

Druckerei stoppt Auslieferung der Gratis-Korane

Vertreter von Union, SPD und Grünen sind über die Kampagne der Salafisten beunruhigt. "Wo immer dies möglich ist, muss diese aggressive Aktion gestoppt werden", forderte Unions-Bundestagsfraktionsvize Günter Krings in der "Rheinischen Post". "Zwar ist gegen das Verbreiten religiöser Schriften prinzipiell wenig einzuwenden", sagte der CDU-Politiker. Doch die radikale Gruppe der Salafisten störe mit ihrem aggressiven Vorgehen den religiösen Frieden. Insbesondere vor Schulen sei das Verteilen des Korans nicht hinnehmbar.

Unions-Innenexperte Hans-Peter Uhl (CSU) kritisierte die massenhafte Verteilung des Korans ebenfalls: "Den Umtrieben der wachsenden radikal-salafistischen Bewegung in Deutschland muss dringend Einhalt geboten werden." Die kirchenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Kerstin Griese, sagte der Tageszeitung "Die Welt", sie betrachte die Verteilaktion "mit großer Sorge". Grundsätzlich zwar sei "nichts gegen die Verteilung religiöser Schriften einzuwenden, solange damit nicht Aufrufe zu Straftaten oder Verunglimpfungen verbunden sind", sagte Griese. Die Einstellungen und Motive der dahinter stehenden Personen seien aber äußerst bedenklich.

Kritisch äußerte sich auch Grünen-Chef Cem Özdemir. "Ich habe mit allen religiösen Gruppen ein Problem, die ihr Weltbild über das Grundgesetz und die Menschenrechte stellen. Das gilt auch für jene Salafisten, die zur Gewalt aufrufen und mit ihrer Ideologie als Stichwortgeber für den islamistischen Terrorismus agieren", sagte Özdemir der "Welt".

Die Ulmer Druckerei Ebner & Spiegel wird die Produktion der Gratis-Korane einstellen. "Wir werden die Auslieferung stoppen und juristisch prüfen, welche Folgen sich daraus ergeben", sagte ein Firmensprecher der "Welt".

als/dapd/dpa
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