Protest im Netz Petition gegen Pegida

Pegida-Gegendemonstranten in Dresden: "Dankbar für Vielfalt" steht auf einem Plakat
Foto: Kay Nietfeld/ dpa
Pegida-Gegendemonstranten in Dresden: "Dankbar für Vielfalt" steht auf einem Plakat
Foto: Kay Nietfeld/ dpaBerlin/Hannover - "Für ein buntes Deutschland - eine Million Unterschriften gegen Pegida", so lautet die Überschrift des Online-Aufrufs gegen das Bündnis "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". Gestartet hat sie ein Mann aus Hannover: Karl Lempert, 49 Jahre. "Ich fand ziemlich erschreckend und unfassbar, was da in Dresden zwei Tage vor Weihnachten passiert ist", sagt er SPIEGEL ONLINE.
Am 22. Dezember waren 17.500 Menschen zur einer Kundgebung der Pegida in Dresden gekommen, die seit Wochen Stimmung gegen die angebliche Überfremdung Deutschlands und die Asylpolitik der Bundesregierung macht. Die Bewegung hatte zum Weihnachtssingen aufgerufen (Lesen Sie hier die Reportage). "Das war eine ziemliche Unverschämtheit", sagt Lempert, "mit christlichen Werten so mobilzumachen".
Deshalb habe er sich entschlossen, Heiligabend einen Online-Appell zu veröffentlichen: "Ich will zeigen, dass es deutlich mehr Andersdenkende als Anhänger von Pegida oder Mügida gibt", so Lempert, der von sich sagt, parteilos zu sein. Der Hannoveraner hatte bereits im November eine Petition initiiert, in der er für die getötete Studentin Tugce Albayrak das Bundesverdienstkreuz fordert. Sie war nach bisherigen Ermittlungen dazwischengegangen, als sie Zeugin einer Pöbelei wurde. Mehr als 258.000 Menschen haben seinen Online-Aufruf bereits unterschrieben.
Seinen Anti-Pegida-Appell haben in den ersten 48 Stunden schon über 36.000 Menschen unterstützt (Stand 26.12.2014, 18:30 Uhr). Dort nennt Lempert Pegida ein "unmenschliches und unverantwortliches Konglomerat zwischen dem rechten Rand und der bürgerlichen Mitte". Er fordert: "Jetzt ist die Zeit zu bekennen, dass 'Wir sind das Volk!' unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion - oder was auch immer - gilt und weiter gelten muss!"
Auch Dutzende Online-Unterstützer begründen ihre Unterschrift gegen Pegida - eine Auswahl:
"Ich unterschreibe, weil ich nicht zu den 'Blödbürgern' gehören will, die wie dumme Schafe hinter gefährlichen Rassisten her rennen!"
"Ich unterschreibe, weil wir einfach alle gleich sind und das soll so bleiben. Punkt."
"Ich unterschreibe, um mich mit den Menschen solidarisch zu zeigen, gegen die sich Pegidas Hetze richtet. In allen Nationen und Religionen dieser Welt finden sich friedliche und empathische Menschen. "
"Ich unterschreibe, weil wir alle Ausländer sind, fast überall."
"Ermutigend" nennt Lempert diese Kommentare, er spricht von einem "positiven Potenzial" angesichts der geringen Zahl der Gegendemonstranten in Dresden: Am 22. Dezember hatten sich nur 4.500 Menschen gegen Pegida versammelt.
Doch in mehreren westdeutschen Städten sah die Situation vor Weihnachten anders aus, dort wuchs der Widerstand gegen Pegida:
Die nächste Pegida-Demonstration ist in Dresden für den 5. Januar geplant, auch in Köln wird zu einer Kundgebung aufgerufen. Lempert wird dann mit seinem Aufruf noch online sein: Sein Ziel ist es, eine Million Unterschriften zu sammeln.
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Großer Andrang in München: Zur Kundgebung für Solidarität mit Flüchtlingen kamen mehr Menschen, als die Organisatoren erwartet hatten. "Refugees Welcome - Flüchtlinge willkommen", steht auf dem Schild, das ein Demonstrant in die Höhe hält.
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17.500 Menschen kamen am Montag in Dresden zusammen, um zu demonstrieren. Die "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" mobilisierten mehr Menschen als je zuvor.
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