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Zitate von Pegida-Demonstranten Die wirre Welt der Wohlstandsbürger

Gegen die angebliche "Islamisierung des Abendlandes" gehen sie auf die Straße - und noch gegen viel mehr: SPIEGEL ONLINE hat beunruhigende Äußerungen von Pegida-Teilnehmern gesammelt, von besorgt bis hasserfüllt.

Berlin/Dresden - Die meisten wollen gar nicht reden, mit der "Lügenpresse", wie sie skandieren. Journalisten werden aggressiv bepöbelt. Auch Reporter von SPIEGEL ONLINE, die am Montagabend in Dresden versuchten, mit Pegida-Demonstranten zu sprechen, wurden umzingelt und beschimpft.

Sie kämpfen gegen eine angebliche Islamisierung in Deutschland, gegen kriminelle Ausländer und Asylbewerber - das sind die Hauptthemen der Pegida, so steht es auch auf ihren Bannern. Dort heißt es zum Beispiel: "Keine Sharia in Europa". Auf einem anderen Plakat: "Alibaba und die 40 Dealer. Ausweisung sofort".

Doch die 15.000 Menschen, die in Dresden auf die Straße gegangen sind (lesen Sie hier die Reportage von Montagabend), unter ihnen gewöhnliche Bürger, aber auch zahlreiche Rechtsextremisten, haben noch andere Forderungen. SPIEGEL ONLINE hat Äußerungen von Demonstranten gesammelt, denn einige äußern sich trotz gegensätzlicher Aufforderungen der Pegida-Organisatoren doch, wenn auch meistens ohne Namen.

Ein Einblick in die krude Welt der Pegida-Anhänger, zwischen Frust und Wut, Sorge und Angst:

  • Einer hielt am Montag in Dresden ein Schild mit der Aufschrift: "Schluss mit der Staatspropaganda. GEZ abschaffen." (Quelle: SPIEGEL ONLINE)

  • Auf einem anderen Banner, das Demonstranten am 15. Dezember in Dresden trugen, stand: "Wir vermissen unser Land, es hatte folgende Eigenschaften." Darunter sind dann mehrere Punkte aufgelistet, so "Redefreiheit", "Pressefreiheit", "christländische Abendlandkultur", aber auch "ungenderisierte, blumige Sprache". (Quelle: SPIEGEL ONLINE)

  • Pegida-Chef Lutz Bachmann erklärte Anfang Dezember vor Fernsehkameras, wofür sich die Pegida auch noch einsetzt: "Stopp mit Waffenexporten, je mehr Waffen wir exportieren, desto mehr Flüchtlinge kommen hierher." (Quelle: ARD)

  • Ein etwa 60-Jähriger, der am Montag in Dresden mitdemonstrierte, will ein Zeichen setzen gegen "die obere Klasse, die Politik, die sich abschottet". Es gehe ihm nicht um "die Salafisten": "Ich habe Angst, dass die Nato uns gegen Russland in den Krieg treibt." (Quelle: SPIEGEL ONLINE)

  • Demonstrant Leif Hansen, 40 Jahre aus Schwarzenberg, war Mitglied in der Partei "Die Violetten", dann war er bei der WASG, der Linken, später wechselte er zur FDP, jetzt ist er Mitglied der AfD. Hansen fordert Volksabstimmungen in Deutschland, er hielt am Montag ein Plakat hoch, darauf stand: "Parteien entmachten" und "Parteien gute Nacht. Bürger an die Macht". Er fordert: "Das Volk muss entscheiden auf Augenhöhe - es muss das letzte Wort haben, für dieses Recht kämpfe ich." (Quelle: SPIEGEL ONLINE)

  • "Überall, wo Krieg ist, ist Deutschland dabei - das muss aufhören", sagte eine Dresdner Demonstrantin, Anfang 40 Jahre. (Quelle: SPIEGEL ONLINE)

  • Ein Mann mit Hut erklärte am Montag ARD-Reportern: "Für mich hat sich das mit der Politik beendet, seit die Frau Merkel gesagt hat, mit mir keine Maut, und was ist? Jetzt wird nur noch über die Maut diskutiert." (Quelle: ARD-Nachtmagazin)

  • Ein anderer Mann sagt zur ARD: "Wie steht es im deutschen Grundgesetz, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden, und daran hält sich ja niemand mehr". (Quelle: ARD)

  • "Das Wort Mohr, das es seit Hunderten von Jahren in Kinderbüchern gibt, sollte geändert werden, es soll aus unserer Sprache verschwinden. Das ist falsch." So zitiert die britische "Financial Times" am 9. Dezember Pegida-Gründer Bachmann. (Quelle: Financial Times)

  • Michael Jurek, 61 Jahre aus Dresden: "Ich habe 40 Jahre als Stahlbaumonteur geschuftet - und was bleibt mir? Eine Rente auf Hartz-IV-Niveau, da hätte ich doch gar nicht arbeiten müssen. Das kann es doch nicht sein." (Quelle: SPIEGEL ONLINE)

  • Ein älterer Mann sagt dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF): "Ich will einfach, dass wir Sachsen bleiben, so wie sie sind" (Quelle: SRF)

Fotostrecke

Pegida-Aufmarsch: 15.000 gegen den Islam

Foto: HANNIBAL HANSCHKE/ REUTERS

Immer wieder erklären Pegida-Leute sie seien keine Nazis (Lesen Sie hier den Faktencheck zu Pediga), - über Muslime und Flüchtlinge treffen die Demonstranten zum Teil aber erschreckende Aussagen. Aus ihnen spricht Neid, die Furcht, benachteiligt zu werden - zum Teil haben die Äußerungen volksverhetzenden Charakter.

  • "Muslime planen unser Essen mit ihren Exkrementen zu infizieren", zitiert der britische "Guardian" einen etwa 60-jährigen Mann, der in Dresden mitdemonstrierte. (Quelle 15.12. "The Guardian" online)

  • "In Sydney überfallen die Islamisten ein Cafe, wollen wir das hier? Ich sage nein", sagt ein Anfang 30 Jahre alter Pegida-Anhänger in Dresden. (Quelle: SPIEGEL ONLINE)

  • Ein 51-Jähriger aus Dresden, in der Baubranche tätig, sagt: "Die Leute kommen doch hierher, weil sie sich in die soziale Hängematte legen, hier umsonst auf Staatskosten leben wollen." Er habe nichts gegen Ausländer, aber: "Wenn wir 100.000 Muslime reinlassen, dann sind doch 1000 Islamisten darunter, die Ungläubige verfolgen." (Quelle: SPIEGEL ONLINE)

  • Eine 72-Jährige aus Dresden sagt: "Ich möchte nicht, dass nach Dresden die katastrophalen Zustände der westdeutschen Großstädte kommen, dass ganze Stadtteile von Ausländern eingenommen werden." Sie lebe seit zwölf Jahren in Dresden, antwortet sie auf Nachfrage. Und weiter: "Für uns ist kein Geld da, nicht für Schwimmbäder, nicht für Kultur, aber Millionen werden für Asylanten locker gemacht. Das geht mir gegen den Strich." Die Frau sagt, sie sei von Anfang an bei Pegida dabei. (Quelle: SPIEGEL ONLINE)

  • Eine ältere Frau sagt im Schweizer Fernsehen: "Ich bin der Meinung, die Moslems sollten ihre eigenen Länder aufbauen, wir brauchen sie nicht." (Quelle: SRF)

  • Eine Demonstrantin erklärt dem britischen "Guardian" laut Onlinebericht, sie sei schockiert, dass "Asylbewerber in Deutschland teure Mobiltelefone haben, während ich mir einen solchen Luxus nicht leisten kann und andere sich noch nicht mal richtiges Essen leisten können". (Quelle: "Guardian" online)

Mitarbeit: Benjamin Braden, Martin Sümening
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