Peinliche Post-Posse Malu Dreyer schickt fehlerhaften Brief an Merkel

Ministerpräsidentin Dreyer: "Liebe Frau Merkel"
Foto: Fredrik von Erichsen/ dpaDer Brief einer Ministerpräsidentin an die Bundeskanzlerin wird gelesen und korrigiert, bevor er in die Post geht - könnte man denken. Im Büro von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) aus Rheinland-Pfalz spielen solche Abläufe offenbar keine große Rolle. Anders ist kaum zu erklären, dass ein Schreiben an Angela Merkel vor Fehlern nur so wimmelt. Peinlich, dass es nun öffentlich wurde.
In Dreyers Brief geht es um ein ernstes Anliegen: Datenschutz vor dem Hintergrund der NSA-Affäre. "Angesichts immer neuer Enthüllungen um das Ausmaß und die Möglichkeiten der Datenüberwachung" fordert Dreyer Merkel auf, Gespräche zwischen Bund und Ländern in die Wege zu leiten. So weit, so fehlerfrei.
Dann geht es los: Dreyer fordert Merkel auf, die Gespräche zwischen "Bund und Länder" zeitnah anzugehen - und vergisst ein "n", bevor sie den ersten Satz beendet hat. Im zweiten Satz geht es weiter. Dreyer führt aus: "Die auch heute wieder bekannt gewordenen Informationen, wonach die amerikanische und britische Geheimdienste nahezu sämtliche Verschlüssungssysteme unterlaufen können, verunsichert die Menschen in unserem Land." Bei "amerikanische" und "britische" vergisst sie je ein "n", bei "Verschlüssungssysteme" gleich eine ganze Silbe, und das Verb "verunsichert" konjugiert Dreyer auch noch falsch. Es müsste im Plural stehen.
Merkel wird ob so vieler Fehler gestaunt haben, konnte sich aber immerhin im nächsten Satz kurz entspannen. Es ist der einzige fehlerfreie im ganzen Schreiben.
Dann hagelt es weiter Fehler. "Wir, als diejenigen die in unserem Land Verantwortung tragen", schreibt sie und setzt das Komma falsch. Eigentlich müsste es dort stehen, wo der Relativsatz beginnt - also hinter "diejenigen". Damit nicht genug, am Ende des Satzes vergisst sie noch einmal ein "n", als sie davon schreibt, die "Grundrechte unserer Bürger und Bürgerinne zu schützen".
In Mainz ist man unglücklich über die Brief-Posse. "Mir tut es leid, dass die fehlerhafte Version an die Bundeskanzlerin geschickt wurde", sagt Dreyers Sprecherin. Die Verantwortung für die Panne liege jedoch nicht bei der Ministerpräsidentin. "Bei den vielen Briefen, die tagtäglich über Frau Dreyers Schreibtisch gehen, muss sie sich auf die Abzeichnung ihres Büros verlassen."
So ganz kann sich Dreyer aber wohl nicht aus der Verantwortung ziehen. Natürlich schreiben Spitzenpolitiker ihre Briefe meist nicht selbst. Zumindest gegenlesen sollten sie sie aber. Und ungesehen wird der Brief kaum über Dreyers Schreibtisch gegangen sein, immerhin hat sie ihn persönlich unterzeichnet und sogar die Anrede "sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin" noch mit einem handschriftlichen "liebe Frau Merkel" ergänzt. Das berichtet die Zeitung "Die Welt" , der der Brief vorliegt.
Wer reichte den Brief an die Presse weiter?
In der Staatskanzlei will man die Geschichte nun nicht noch weiter anheizen. Dass der Brief öffentlich wurde, ist peinlich genug - und wirft Fragen auf. Irgendjemand aus dem Bundeskanzleramt muss den Brief an die Presse weitergereicht haben, nicht gerade ein Zeichen von Professionalität.
Dreyer und ihre Vertrauten dürfte die Durchstecherei zwar ärgern. Kommentieren will man sie aber lieber nicht. Sie stelle "keine Mutmaßungen" darüber an, von wem der Brief gestreut worden sein könnte, sagte die Regierungssprecherin.
Inzwischen hat sich Dreyers Büro per E-Mail bei der Büroleiterin der Kanzlerin, Beate Baumann, entschuldigt. Diese habe auch "sehr freundlich" geantwortet, heißt es in Mainz. Weil das Anliegen, ein Spitzengespräch zur NSA-Affäre einzuberufen, aber weiter aktuell bleibe, schickten Dreyers Leute vorsichtshalber noch eine Version des Briefes ins Kanzleramt. Diesmal ohne Rechtschreibfehler.