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Niedersachsen-CDU: McAllisters Häuptlingssong

Foto: Julian Stratenschulte/ dpa

Niedersachsen Spott über McAllisters Wahlkampf-Video

Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister startet in den Wahlkampf und setzt dabei auf seine schottischen Wurzeln. Der CDU-Mann hat sich dazu ein passendes Wahlkampf-Musikvideo produzieren lassen - der Dudelsacksong sorgt nun für Spott im Internet.

Hannover - Wahlkampfsongs sind so eine Sache, manches Lied hat sogar schon die eigenen Anhänger verschreckt, nicht immer trifft es den Geschmack. Bei den Christdemokraten hat man damit Erfahrungen gemacht: Jürgen Rüttgers, Ex-Ministerpräsident, ging mit "NRW in guten Händen" 2010 in die Landtagswahl an Rhein und Ruhr - und verlor. Das scheint seinen Parteikollegen, den Ministerpräsidenten David McAllister, nicht abzuschrecken. Er will am 20. Januar 2013 die Landtagswahlen in Niedersachsen für sich entscheiden.

McAllister hat sich nun auch einen Song produzieren lassen - um sich und sein Land in Stimmung zu bringen. Titel: "So machen wir das. Für Niedersachsen", 3.39 Minuten ist das Werk lang. Es preist Land und Leute - und natürlich besonders einen, nämlich ihn. Der 41-jährige Landeschef setzt im Wahlkampf auf sich (Slogan: "I'm a Mac") und seine schottischen Wurzeln. Der Sohn einer Deutschen und eines Schotten hat seine Werbematerialien deshalb mit blau-orangefarbenem Karomuster hinterlegen lassen, in dem CDU-Lied erklingt ein Dudelsack.

Für Mobilnutzer: Hier klicken , um das Video zu sehen.

Im dazugehörigen Musikvideo erscheinen dazu Bilder von Feldern, von der Landeshauptstadt Hannover, dem gerade eröffneten Jade-Weser-Containerhafen in Wilhelmshaven oder vom schönen Nordseestrand - bis zur Minute 2.21 Uhr dauert die bunte Niedersachsen-Collage. Da heißt es dann zu einer Sequenz mit einem Fisch, der in ein Flugblatt des SPD-Organs "Vorwärts" gewickelt wird: "Bist du eine linke Sprotte, leg dich niemals mit uns an." McAllister erscheint im Bild - mit Shanty-Sängern, einem Nachwuchsgitarristen oder im Hubschrauber -, und die Stimme im Hintergrund trällert: "Unser Häuptling ist ein Schotte, und wir sind ein starker Clan. Niedersachsen ist uns wichtig."

Auf McAllisters Facebook-Seite freuen sich seine Anhänger, doch manch einem User ist der Rocksong dann zu viel des Guten. Im Netz überwiegt der Spott: "Viel peinlicher könnte diese Textzeile nicht lauten", schreibt einer bei YouTube unter das Video. "Wieder mal ein Fail beim Versuch, modern und attraktiv zu wirken", ein anderer.

"Das ist nicht sonderlich realitätsnah...sorry...ich find's peinlich! Tri-tra-trullala...was wir brauchen, sind Realisten, die hinschauen...und keine gewünschte Disneyfilm-Ästhetik...", postet ein Dritter. Bei Twitter wird @KlaasReese noch deutlicher: "Hier ist das ganze Elend", schreibt er zu dem Video - und Nutzer @macava meint: "Ich krieg' Angst!"

McAllister findet seine Kampagne hingegen "modern und frisch", sie biete der Partei die Möglichkeit, "klare Botschaften mit einem kleinen Augenzwinkern" anzubringen, so der CDU-Vorsitzende. Am Freitag wird er auf dem Parteitag in Celle offiziell zum Spitzenkandidaten seiner Partei ernannt. Am Samstag wird auch Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet.

McAllister steht unter Druck - er soll den rot-grünen Trend stoppen und der Kanzlerin mit einem Sieg Rückenwind für das so wichtige Wahljahr 2013 verschaffen. Zudem belasten die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff, seinem politischen Ziehvater, den Wahlkampf. Bisher liegt der Politiker in Umfragen bei der Beliebtheit zwar weit vor seinem SPD-Herausforderer Stephan Weil, für die CDU würden laut der letzten Befragung aber nur 37 Prozent der Wähler stimmen.

Die CDU wolle auf Erst- und Zweitstimmen zielen, kündigt McAllister an. Verlieren könnten dabei sein jetziger Koalitionspartner FDP. Die Liberalen lagen in den letzten Erhebungen immer unter der Fünfprozentmarke. Ein schwarz-grünes Bündnis wird es in Niedersachsen aber nicht geben: Grünen-Landeschef Jan Haude hat diesem eine eindeutige Absage erteilt: "Dafür müsste sich die CDU komplett neu erfinden."

Also bliebe nur noch die Große Koalition mit der SPD. Doch der Ton ist in Niedersachen mittlerweile schärfer geworden. McAllister hat den Wahlkampf seines Konkurrenten Weil bereits als altbacken abgebügelt. Die Sozialdemokraten würden eher das machen, was "State of the Art vor zehn Jahren" gewesen sei.

Anmerkung: In einer früheren Version des Artikels hieß es, Jürgen Rüttgers sei mit dem Lied "NRW in guten Händen" 2005 in die Landtagswahl gegangen - und hätte gewonnen. Tatsächlich stammt der Song aus dem Jahr 2010. Damals verlor Rüttgers die Landtagswahl. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

Mit Material von dapd
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