Deutsch-Russisches Diskussionsforum Der Petersburger Dialog wird aufgelöst

Die damalige Kanzlerin Merkel und der russische Präsident Putin beim Petersburger Dialog 2012: Nichts geht mehr
Foto: Kay Nietfeld/ dpaDas ehemals wichtigste Austauschforum zwischen der deutschen und russischen Zivilgesellschaft, der Petersburger Dialog, wird offenbar endgültig aufgelöst.
»Die Mitgliederversammlung des Petersburger Dialogs beschließt auf Antrag des Vorstands im 1. Quartal 2023 eine weitere außerordentliche Mitgliederversammlung durchzuführen, in der die Auflösung des Petersburger Dialogs beschlossen werden soll«, heißt es in einem Schreiben, das dem SPIEGEL vorliegt. Die Auflösung wurde in einer Sitzung am Freitag beschlossen und soll am 22. November in die Mitgliederversammlung eingebracht werden.
Wladimir Putin und Gerhard Schröder hatten den Verein im Jahr 2000 gegründet, um den Austausch zwischen Zivilgesellschaft und Medien auf deutscher und russischer Seite zu fördern. Einmal im Jahr trafen sich Journalisten, Diplomaten, Wissenschaftler, Künstler, Wirtschaftsvertreter Politiker unterschiedlicher Parteien in Deutschland oder Russland – das letzte Mal vor rund drei Jahren in Bonn. Seit Nawalnys Vergiftung und dem Ukrainekrieg wurde die Veranstaltung nicht mehr durchgeführt und das Forum entwickelte sich zunehmend zum Selbstgespräch .
Der Petersburger Dialog wurde von Stiftungen, der Wirtschaft und dem Auswärtigen Amt finanziert, verlor jedoch mit der Verschlechterung der deutsch-russischen Beziehungen zunehmend an Bedeutung. Chef des Forums war von 2015 bis zum Schluss Merkels ehemaliger Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU). Nach SPIEGEL-Informationen hatten vor der nun drohenden Auflösung mehrere Mitglieder des Petersburger Dialogs bereits signalisiert, nicht mehr zur Verfügung zu stehen.