Pflanzliche Gentechnik Gen-Mais heimlich zugelassen
Berlin - Wie die Umweltschutzorganisation Greenpeace berichtete, hat das in Hannover ansässige Bundessortenamt rund 30 Tonnen Saatgut von zehn verschiedenen Gentech-Maissorten zur Aussaat bis Ende des Jahres zugelassen. Die Menge reicht aus, um eine Fläche von rund tausend Hektar zu bepflanzen.
Die Entscheidung fiel bereits Ende März, wurde aber erst Mitte Mai im Amtsblatt veröffentlicht. Weitere und frühere Informationen für die Öffentlichkeit hielten die Beamten nicht für notwendig. Das sei gerade bei einem so sensiblen Thema nicht akzeptabel, monierte Christoph Then, Gentechnik-Experte bei Greenpeace.
Die Ausnahmegenehmigung für die Genmais-Sorten steht im Widerspruch zum offiziellen Kurs der Bundesregierung, die im Sinne einer Agrarwende den ökologischen Landbau verstärkt fördern will. Der jedoch schließt den Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen aus.
Keine Angaben über die Orte der Aussaat
Trotz der noch nicht ausreichend erforschten Auswirkungen der gemanipulierten Pflanzen auf die Umgebung müssen ihre Anbauorte nicht gemeldet werden. Das bestätigte eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums gegenüber SPIEGEL-ONLINE. Die vertreibenden Saatgut-Unternehmen seien lediglich verpflichtet zu dokumentieren, an wen sie wie viel davon verkaufen. Bei Bedarf könne so auf Anfrage der Landesbehörden der Weg des Genmais nachvollzogen werden.
Es sei "völlig unverständlich, dass das Ministerium keine Angaben darüber hat, wo der genmanipulierte Mais ausgesät wurde", kritisiert Greenpeace-Mann Then. So hätten die anliegenden Bauern keine Möglichkeit ihre Felder vor den Pollen der genmanipulierten Pflanzen zu schützen.
Antibiotika-Resistenz besonders problematisch
Zu den in Verkehr gebrachten Maissorten gehört unter anderen Mais mit der Bezeichnung Bt 176. Er produziert selbst einen Wirkstoff gegen Insekten, der den Einsatz von Pestiziden ersetzen soll. Diese Sorte hatte die damalige Gesundheitsministerin Fischer (Bündnis 90/ Die Grünen) aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes im Februar 2000 gestoppt.
Eine andere der ausgesäten Sorten enthält ein so genanntes T 25-Gen, dass die Pflanze resistent gegen das Unkrautvernichtungsmittel "Basta" macht. Dieses Herbizid kann dann auf dem Acker eingesetzt werden, ohne die Maispflanze im Wachstum zu beeinträchtigen. Über die endgültige Zulassung einer Maissorte mit dieser Eigenschaft unter dem Namen Artuis entscheidet das Bundessortenamt voraussichtlich am 7. Juni.
Beide Sorten enthalten ein Gen für Antibiotika-Resistenz, dass der Erkennung der veränderten Sorten dient. Diese Eigenschaft gilt als besonders problematisch, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich die Resistenz auf die Tiere überträgt, an die der Mais verfüttert wird.