
Die Tücken des Altkanzlerdaseins Gerd, Geld und Gedöns


Altkanzler Schröder, Ehefrau Soyeon Schröder-Kim
Foto: Kai-Uwe Wärner/ dpaNeulich habe ich Gerhard Schröder in einer Fernsehsendung kritisiert. Danach bekam ich Post von einem Bürger, der mir Respektlosigkeit vorwarf. Ich solle mir bitte schön Schröders große Verdienste vor Augen führen, nicht immer nur rummäkeln. Dem komme ich gerne nach. Also dann.
Es ist an der Zeit, Gerhard Schröder zu würdigen. Gut, als Bundeskanzler konnte er nicht alle begeistern. Als Altkanzler jedoch wächst er seit 16 Jahren über sich hinaus. Es ist nicht übertrieben, ihn als Pionier des Altkanzlerdaseins zu bezeichnen.
Herkömmliche Altkanzler züchteten Rosen, bemühten sich um eine gerechtere Verteilung zwischen Arm und Reich auf der Welt, gaben Wochenzeitungen heraus oder hielten Spendern gegenüber ihr Ehrenwort.
Gerhard Schröder hat das bislang eher überschaubare Tätigkeitsfeld von Altkanzlern entscheidend erweitert. Und erbrachte dabei plakativ den Gegenbeweis zur lange Zeit gängigen These, dass man die Würde des Amtes automatisch in die Zeit danach mitnehme.
Mit Hingabe versucht er seit seinem Auszug aus dem Kanzleramt, die Energieversorgung Europas zu sichern, was einige Mäkelheinis leider nicht davon abhält, ihn als »Gazprom-Gerd« zu verunglimpfen. Unermüdlich unterstützt er den russischen Präsidenten Wladimir Putin bei dessen kniffligem Unterfangen, Russland in eine Demokratie zu verwandeln. Dabei lässt sich Schröder auch nicht von ärgerlichen Rückschlägen wie der Annexion von Halbinseln oder gelegentlichen Giftmorden entmutigen. Wenn er etwas will, kann er verdammt zäh sein. Das war schon als Kanzler so.
Trotz all dieser Engagements zeigt Schröder der Republik ganz nebenbei, was einen dienenden Ehemann ausmacht. Voller Leidenschaft und ohne Rücksicht aufs eigene Image unterstützt er seine Frau Soyeon Schröder-Kim seit Jahren im Bemühen, die Zahl ihrer Follower auf Instagram in die Höhe zu treiben. Sagt brav Gedichte am Abendbrottisch auf. Pflanzt Tomaten. Oder lässt sich in Steppweste an der Bratpfanne knipsen. Dass er sich bisweilen zum Gerd machen lässt, bekümmert ihn nicht. So weit, das muss man selbstkritisch sagen, geht die Liebe bei vielen von uns Männern nicht.

Die große Versuchung
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Jetzt könnte er sogar als erster feministischer Altkanzler in die Geschichtsbücher eingehen. Gerade erst entschied ein Familiengericht der Stadt Seoul, Schröder müsse dem koreanischen Ex-Mann seiner Frau gut 22.000 Euro Entschädigung zahlen, weil er angeblich fürs Scheitern seiner Ehe verantwortlich sei.
Nun galt Schröder in Sachen Gleichberechtigung bislang eher als hängende Spitze der Bewegung. Manche verdächtigten ihn sogar, ein Macho zu sein. Auch mit dieser Fehlwahrnehmung könnte er nun aufräumen. Sollte er die 22.000 Euro bezahlen, hätte er anders als mancher Maulheld bewiesen, dass ihm Frauen tatsächlich etwas wert sind.