Beliebtheitsumfrage bei den Piraten Ponader 6, setzen!

"Egomane", "dummer Kasper", "Vollidiot": Hunderte Basispiraten haben ihrem umstrittenen politischen Geschäftsführer Johannes Ponader ein verheerendes Zeugnis ausgestellt, mehr als tausend Mitglieder verpassten ihm in einer Beliebtheitsumfrage die Note 6. Ponader selbst kokettiert mit dem Ergebnis.
Piraten-Geschäftsführer Johannes Ponader: Abgewatscht von der Basis

Piraten-Geschäftsführer Johannes Ponader: Abgewatscht von der Basis

Foto: Oliver Berg/ dpa

Berlin - Der umstrittene politische Geschäftsführer der Piraten, Johannes Ponader, hat sein persönliches Ergebnis der parteiinternen Umfrage zur Beliebtheit der Bundesvorstände veröffentlicht. Am Freitag hatte Ponader über Twitter und auf telefonische Nachfrage angegeben, das Ergebnis "wahrscheinlich nicht" freigeben zu wollen, da er die Umfrage-Aktion generell für unsinnig halte. Offensichtlich änderte er seine Meinung über Nacht; am Samstagmorgen stellte Ponader seine Ergebnisse ins Netz.

Und die sehen nicht gut aus für Ponader. Demnach gaben knapp 1200 Piraten dem umstrittenen Piraten die Note 6. Zum Vergleich: Die Noten 1 bis 5 verteilten jeweils nur wenige Hunderte Piraten an Ponader. Über die Hälfte der Teilnehmer wollte allerdings überhaupt keine Note an den Oberpiraten verteilen (lesen Sie hier die ausführlichen Umfrageergebnisse ).

Die Basis sollte zudem ihre Meinung zur Performance ihrer Bundesvorstände formulieren. Auch hier sind die Bewertungen für Ponader überwiegend negativ - und zum Teil vernichtend. "Egomane", "dummer Kasper", "Vollidiot", das sind noch die harmloseren Bezeichnungen für den 36-Jährigen. Auch die seit Peer Steinbrück angesagte Verhöhnung "Clown" findet sich ein paar Mal in den Wortbeiträgen. In den Hunderten Kommentaren finden sich viele Rücktrittsforderungen .

Die Vorwürfe sind deutlich: Ponader klebe an seinem Posten, habe für einen "katastrophalen Imageschaden" gesorgt, er sei nicht teamfähig und die "Diva des Bundesvorstands" - kurzum, er nehme seine Person wichtiger als die Partei. Einige Basispiraten loben Ponader als "Querkopf" und "Pirat, der zu unseren Werten steht", doch die positiven Stimmen sind klar in der Unterzahl. "Komplettausfall, weg mit dem Mann für alle Zeiten", schimpft ein Pirat.

"Bin durchgefallen"

Ponader selbst hat mehrfach deutlich gemacht, er halte die Umfrage nicht für repräsentativ. Er will im Fall von Neuwahlen nicht noch einmal für den Vorstand antreten, aber auch nicht ohne triftigen Grund zurücktreten. "Habe schlechte Nachrichten für euch. Muss noch ein Jahr weitermachen - bin durchgefallen :)", kommentierte Ponader am Samstag sein mieses Zeugnis aus der Basis.

Die Piratenpartei hatte es jedem einzelnen der sieben Bundesvorstände überlassen, sein persönliches Umfrageergebnis freizugeben. Auf Nachfrage, warum man nicht einfach gebündelt alle Ergebnisse transparent veröffentliche, hieß es von Generalsekretär Sven Schomacker: "Es geht hier um ein persönliches Feedback, also sollten darüber auch die betroffenen Personen selbst entscheiden."

Allerdings hatten die Persönlichkeitsrechte der Vorstandsmitglieder keine Rolle gespielt, als die Umfrage gestartet wurde. Denn nicht alle sieben Oberpiraten waren damit einverstanden, dass ihre Performance per E-Mail abgefragt werden sollte.

Die Umfrage gilt als Höhepunkt eines seit Monaten schwelenden Machtkampfs an der Spitze der Piraten. Insgesamt 5050 Piraten beteiligten sich. Nach monatelangen Querelen sollte die Umfrage für klare Verhältnisse zwischen Basis und Führungsgremium sorgen.

Offiziell will der Piratenvorstand am Montagmorgen bekanntgeben, ob sich die Mehrheit der Umfrageteilnehmer für Vorstandsneuwahlen noch vor dem Bundestagswahlkampf ausgesprochen hat. Weitere Bundesvorstände haben angekündigt, ihr persönliches Feedback offenzulegen. Am Wochenende treffen sich Hunderte Piraten auf der Piratenkonferenz "Marina Kassel". Der nächste große Parteitag steht Mitte Mai an.

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