Umfrage-Hoch Piratenpartei steigt bundesweit auf zwölf Prozent

Mitglied der Piratenpartei mit Fähnchen: Aufwind für die Politikneulinge
Foto: Rolf Vennenbernd/ dpaBerlin - Nach dem Wahlerfolg im Saarland steigen die Piraten in der Gunst der Wähler: Im Wahltrend von "Stern" und RTL legen die Politik-Neulinge im Vergleich zur Vorwoche um fünf Punkte auf zwölf Prozent zu. Es ist der beste Wert für die Piraten seit ihrer Parteigründung im September 2006. Sie rücken damit auch nah an die Grünen heran, die sich um einen Punkt auf 13 Prozent verschlechterten.
Forsa-Chef Manfred Güllner führt den Anstieg der Piraten auf ihr gutes Ergebnis bei der Saarland-Wahl und das für sie günstige Presseecho in den Tagen danach zurück. Er sagte im "Stern": "Dies passiert oft nach Wahlen: Verliert eine Partei, kommen bei einigen ihrer Anhänger alte Vorbehalte hoch, gewinnt sie, stabilisiert das die Wählerschaft." Generell erhielten die Piraten Zulauf von Wählern aller Parteien. Güllner: "Sie sind keine Klientelpartei, sondern quasi eine Volkspartei im Mini-Format."
Im Saarland hatten die Piraten allen Parteien je ein paar tausend Stimmen abgenommen: Laut einer ZDF-Umfrage holten sie jeweils 15 Prozent ihrer Stimmen bei früheren Wählern von CDU, SPD und Linkspartei, bei den Grünen sechs Prozent - und auch bei enttäuschten FDP-Wählern konnten die Piraten punkten. Laut Infratest dimap gaben 4000 ehemalige Liberalen-Wähler den Landtagsneulingen ihre Stimme.
Außerdem mobilisierten die Piraten Wähler, die vorher zu Hause geblieben waren. Die Piraten scheinen damit zum Auffangbecken für alle zu werden, die ihre zum Teil diffuse Unzufriedenheit mit dem politischen Establishment und seinen Ritualen artikulieren wollen.
Nicht nur bei Forsa, sondern auch im Sonntagstrend des Emnid-Instituts hatte sich die Piratenpartei im Vergleich zur Vorwoche um zwei Prozentpunkte verbessert. Danach kam die neue Partei für Freiheit und Transparenz im Internet bundesweit auf neun Prozent.
FDP profitiert vom Schlecker-Nein
Die Werte der anderen Parteien gingen laut Forsa dagegen leicht zurück: Die Union fiel um einen Punkt auf 35 Prozent, die SPD um einen Punkt auf 25 Prozent. Die FDP verschlechterte sich um einen Punkt und kam auf drei Prozent. Nur die Linke blieb bei neun Prozent stabil. Mit zusammen je 38 Prozent liegen Union und FDP damit weiter gleichauf mit SPD und Grünen.
Auch wenn die Liberalen im Wochenverlauf verloren, profitierten sie doch von ihrem Nein zu staatlichen Hilfen für die Schlecker-Frauen. In einer "Stern"-Umfrage sagten 56 Prozent der Bürger, es sei nicht Aufgabe des Staates, die Beschäftigten der insolventen Drogeriekette vor einer sofortigen Kündigung zu bewahren. Der Auffassung waren sogar 83 Prozent der liberalen Anhänger. Forsa-Chef Güllner: "Bis vorigen Donnerstag litt die FDP noch unter der Saarland-Delle. Nach dem Schlecker-Nein stieg ihr Wert wieder."