Plagiatsvorwurf
Fiese Fußnote zu Guttenbergs Doktorarbeit
Vor vier Jahren erhielt Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Doktortitel, jetzt kritisiert ein Juraprofessor dessen Dissertation: Der CSU-Politiker habe in der Arbeit Passagen aus anderen Veröffentlichungen übernommen - ohne dies in den Fußnoten kenntlich zu machen. Der Minister reagiert gelassen.
Berlin/München - Summa cum laude, die Bestnote also, das ist das Ergebnis, das
2007 für seine Doktorarbeit erhielt. Der CSU-Politiker hätte sie gern früher abgeschlossen, wie er in seinem Vorwort schreibt. Geeignete Momente habe er allerdings "durch freiberufliche wie später parlamentarische 'Ablenkung' versäumt".
Mit Guttenbergs Arbeit hat sich jetzt auch der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano beschäftigt. Und der 38-Jährige erhebt laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" schwere Vorwürfe gegen den Minister. Die Doktorarbeit sei an mehreren Stellen "ein dreistes Plagiat", wird Fischer-Lescano in dem Bericht zitiert.
Die Begründung des Bremer Juristen: Guttenberg habe Textpassagen aus anderen Veröffentlichungen wortwörtlich übernommen, ohne dies, wie vorgeschrieben, zu kennzeichnen. An acht Stellen "offenbarten sich in Guttenbergs Doktorarbeit Textpassagen, denen ein sauberer wissenschaftlicher Nachweis fehlte", heißt es in dem Zeitungsbericht. Es bestehe der Verdacht, dass Guttenberg mit "eklatanten Lücken" bei Fußnoten und Literaturliste "mindestens gegen die guten wissenschaftlichen Sitten verstoßen" habe. "Die Textduplikate ziehen sich durch die gesamte Arbeit und durch alle inhaltlichen Teile", sagte Fischer-Lescano.
Der Titel von Guttenbergs Doktorarbeit: "Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU".
In den gravierendsten Fällen beanstandet Fischer-Lescano laut "Süddeutscher Zeitung" Stellen, in denen sich wortgleiche Übereinstimmungen mit Texten finden, "die Guttenberg offenbar weder in einer Fußnote noch im Literaturverzeichnis aufweist". Dabei handelt es sich demnach um einen Text aus der "NZZ am Sonntag" von 2003 und einem Vortrag, den das Liechtenstein-Institut im Jahr 2004 veröffentlichte.
Fischer-Lescano hatte Guttenbergs Arbeit den Angaben zufolge aus wissenschaftlichem Interesse gelesen und bei einer Routineprüfung die Parallelen entdeckt. Inzwischen hat er dem Bericht zufolge eine Kritik der Guttenberg-Arbeit verfasst. Sie soll Ende Februar in der Fachzeitschrift "Kritische Justiz" erscheinen. Fischer-Lescano ist Mitherausgeber des Fachblatts, das "politisch links zu verorten ist", heißt es in dem Zeitungsbericht. Darüberhinaus zog Fischer-Lescano seinen Freund und Kollegen Felix Hanschmann als Ratgeber heran. Hanschmann hat sich laut "SZ" als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesverfassungsgericht mit Plagiatsfällen beschäftigt. Auch Hanschmann hält demnach die Arbeit Guttenbergs in Teilen für ein Plagiat.
Der zuständige Ombudsmann von Guttenbergs früherer Universität Bayreuth prüft dem Bericht zufolge die Vorwürfe. Guttenberg selbst sieht die Vorwürfe offenbar entspannt. Der "Süddeutschen Zeitung" sagte er: "Dem Ergebnis der jetzt dort erfolgenden Prüfung sehe ich mit großer Gelassenheit entgegen. Ich habe die Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt."