Pocken-Impfstoff Bundesregierung kauft sechs Millionen Dosen

Zur Abwehr von Terroranschlägen mit Pocken-Erregern hat Deutschland einen nationalen Vorrat an Impfstoff angelegt. Die Viren werden zu den potenziellen Biowaffen gezählt.

Potsdam - Für 100 Millionen Mark seien sechs Millionen Dosen Pocken-Impfstoff gekauft worden, sagte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) am Mittwochabend in Potsdam. Damit wolle die Regierung im Falle des Auftretens dieser Krankheit handlungsfähig sein. Mitte Oktober hatte Frankreich bereits die Produktion des Impfstoffes wieder aufgenommen. Woher der eingekaufte Pocken-Impfstoff stammt, wollte das Gesundheitsministerium nicht sagen.

Pocken-Erreger werden wie die des Milzbrandes zu den potenziellen Biowaffen gezählt. Die Krankheit selbst gilt seit den siebziger Jahren offiziell als ausgerottet. In Hochsicherheitslabors in den USA und Russland werden aber noch Viren aufbewahrt. Anhaltspunkte, dass Pockenviren in Umlauf gekommen sind, gibt es den Angaben zufolge bisher nicht.

In der Bundesrepublik wurde die Pflichtimpfung 1975 abgeschafft. Der Impfschutz dürfte nach Auskunft des Robert-Koch-Instituts (RKI) heute nur noch gering sein. Der Schutz lasse mit den Jahren nach. Die Regierung plant allerdings zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht, wieder gesetzliche Pflichtimpfungen einzuführen. Anders etwa als die Grippeschutzimpfung hat die Pockenimpfung laut RKI erhebliche Nebenwirkungen, die in seltenen Fällen sogar zum Tode führen können.

Da es keine konkreten Hinweise auf eine akute Bedrohung gebe, rieten Experten gegenwärtig von der Wiedereinführung obligatorischer Schutzimpfungen ab, sagte Schmidt. Sie kündigte zugleich eine enge Zusammenarbeit mit dem Forschungsministerium an, um die Voraussetzungen für die Produktion moderner Pockenimpfstoffe zu schaffen.

Auch soll das Robert-Koch-Institut laut Schmidt in das Frühwarnsystem der EU und den Aufbau eines europaweiten Netzwerkes zu Infektionskrankheiten integriert werden. Dessen Aufgabe sei es, europaweit schnell über das Auftreten von gefährlichen Erregern zu informieren. Die Bundesregierung hat beim Institut zudem eine eigene Informationsstelle für biologische Kampfstoffe eingerichtet.

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