PR-Berater Hunzinger "Scharping soll wieder kandidieren"
Berlin - Kein Spitzenpolitiker seiner Altersklasse hat ähnlich viele Posten und Ämter vorzuweisen: Rudolf Scharping war erster SPD-Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz, dann SPD-Bundesvorsitzender, Kanzlerkandidat, Fraktionschef, zuletzt Verteidigungsminister. Nur den ersten Posten, den Mainzer Chefsessel, räumte er 1994 - auf dem Weg nach oben - freiwillig. Alle weiteren wurden ihm entzogen.
Seine letzte Niederlage war im Herbst 2002, als der Kanzler ihn nach der Veröffentlichung liebestoller Fotos, vor allem aber wegen der Affäre Hunzinger aus dem Amt des Verteidigungsministers entfernte. Scharping hatte 140.000 Mark Honorar von der PR-Agentur Hunzinger angenommen.
Im November wird auf dem SPD-Parteitag ein neuer Vorstand gewählt. Und Scharping lässt - zum Schrecken seiner Parteikollegen - immer noch offen, ob er erneut antritt. Klar scheint: Er hat keine Chance. Selbst der eigene Landesverband unterstützt ihn nicht mehr: "Der Kandidat der rheinland-pfälzischen Sozialdemokraten ist Ministerpräsident Kurt Beck", stellt Roger Lewentz, Generalsekretär der rheinland-pfälzischen SPD, klar.
Doch nun bekommt der ungeliebte Sozi Unterstützung von delikater Seite. Ausgerechnet der PR-Berater Moritz Hunzinger, dessen enge Verflechtung mit ihm zu seiner Abberufung führte, meldet sich zu Wort. Zwar habe Scharping ihn noch nicht um Rat gefragt, doch würde er ihm die Kandidatur "auf jeden Fall empfehlen", sagte Hunzinger gegenüber SPIEGEL ONLINE. "Ich destilliere die Stimmung aus meinen vielen Gesprächen mit bedeutenden Persönlichkeiten", erklärte Hunzinger seine Schlussfolgerung. Beim Destillieren wurde ihm klar, wie beliebt "der Scharping" doch nach wie vor bei seinen Genossen ist. Schließlich habe der frühere Verteidigungsminister "das schreiende Unrecht so fair durchgestanden", spielte Hunzinger auf den Rauswurf Scharpings an.