Protest gegen Karfreitagsfürbitte Zentralrat der Juden will nicht mehr mit katholischer Kirche reden

Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Knobloch, hat die Wiederzulassung einer früheren Karfreitagsbitte, in der Katholiken für die Erleuchtung der Juden beten, scharf kritisiert. Der Dialog mit der Katholischen Kirche ist ausgesetzt.

Berlin - "Die Karfreitagsfürbitte impliziert eine subtile Aufforderung zur Judenmission, die ich als brüskierend, überheblich und als deutlichen Rückschritt im christlich-jüdischen Dialog bezeichnen muss", erklärte Charlotte Knobloch. Die jüdische Gemeinde in Deutschland macht jetzt eine Wiederaufnahme der Gespräche mit der katholischen Kirche von der Rücknahme der Karfreitagsfürbitte abhängig. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, sagte am Freitag Reuters TV, solange die katholische Kirche nicht auf die Fassung von 1970 zurückkomme, werde es keinen Dialog geben.

"Gerade diesem deutschen Papst hätte ich zugemutet, dass er aufgrund seines Alters das Diskriminieren des Judentums, die Ausgrenzung des Judentums kennengelernt hat." Sie habe sich nicht vorstellen können, "dass genau dieser deutsche Papst jetzt solche Formulierungen seiner Kirche aufdrängt". Die umstrittene Passage der Fürbitte mit dem Titel "Für die Bekehrung der Juden" lautet: "Lasst uns auch beten für die Juden, auf dass Gott unser Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus als den Retter aller Menschen erkennen." Jüdische Verbände weltweit sehen darin einen indirekten Aufruf zur Judenmissionierung.

Der für den interreligiösen Dialog zuständige deutsche Kurienkardinal Walter Kasper verteidigte die Neufassung des Gebets. Diese beinhalte mitnichten einen Aufruf zur Judenmission. Die katholische Kirche kenne keine organisierte und institutionalisierte Judenmission. "Die Irritationen sind auf jüdischer Seite nicht rational, sondern emotional begründet", schrieb er in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom Donnerstag. Man sollte sie deswegen aber nicht als Ausdruck von Überempfindlichkeit abtun. Ein "ehrlicher Dialog" zwischen Juden und Christen sei nur möglich auf Basis der Gemeinsamkeiten sowie im Bewusstsein und Respekt des grundlegenden Unterschieds im Glauben.

cjp/Reuters/dpa

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten