Angekündigter Rückzug von Initiator Ballweg Wie geht es mit »Querdenken« jetzt weiter?

Michael Ballweg will bis auf Weiteres keine »Querdenken«-Demos mehr anmelden. Doch Experten warnen: Die Bewegung bleibt gefährlich.
Michael Ballweg: Der »Querdenken«-Initiator kündigte an Heiligabend an, zunächst keine Großdemos mehr anzumelden

Michael Ballweg: Der »Querdenken«-Initiator kündigte an Heiligabend an, zunächst keine Großdemos mehr anzumelden

Foto: Christoph Schmidt / dpa

Der mögliche Rückzug von »Querdenken«-Initiator Michael Ballweg bedeutet nach Einschätzung des Szenekenners Tobias Ginsburg keineswegs das Ende der Bewegung. »Querdenken« steht hinter den Demos gegen die Corona-Schutzmaßnahmen. Gegenüber »Watson« sagte Ginsburg , das Netzwerk der Corona-Leugner sei größer als die Person Ballweg. »Auch wenn Ballweg verschwinden sollte – da warten schon eine ganze Reihe geld- und machtgeile Profiteure und Verschwörungsideologen in ihren Startlöchern.«

Ballweg hatte am Donnerstag in einer Videobotschaft mitgeteilt, dass er zunächst keine großen »Querdenken«-Demonstrationen mehr anmelden werde. Mit diesem Rückzug im Winter sollten nach seinem Bekunden angeblich Kräfte für den Frühling gesammelt werden. »Aus diesem Grund werde ich auf Weiteres keine Großdemonstrationen mehr anmelden.« Dies empfehle er auch anderen »Querdenken«-Gruppen in Deutschland. Ballweg rief außerdem dazu auf, das zuvor ergangene Verbot der für den 30. Dezember geplanten Großdemo in Berlin zu akzeptieren.

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Konstantin von Notz, äußerte sich am Freitag auf Twitter amüsiert über Ballwegs Ankündigung: »Versammlungen mit dem Zweck des Propagierens der Harmlosigkeit von Covid-19 sind offenbar derzeit zu gefährlich.«

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Der Religionswissenschaftler und Antisemitismusbeauftragte der baden-württembergischen Landesregierung, Michael Blume, mutmaßt auf Twitter, Ballweg versuche, »mit seiner #Beute zu türmen«.

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Ballweg und die »Querdenken«-Bewegung waren in den vergangenen Wochen zunehmend unter Druck geraten. Die Stuttgarter Gruppe »Querdenken 711«, die als Keimzelle der bundesweiten Bewegung gilt, wird mittlerweile vom baden-württembergischen Verfassungsschutz beobachtet. Das Landesamt rechnet mehrere maßgebliche Akteure dem Milieu der Reichsbürger zu, die die Existenz der Bundesrepublik leugnen und demokratische und rechtsstaatliche Strukturen negieren.

Gründer Ballweg hält die bisherige Begründung für die Beobachtung nach eigener Aussage für nicht stichhaltig. Sie beruhe vor allem auf Gerüchten und sei ein Einschüchterungsversuch.

Ballweg steht außerdem wegen seines Finanzgebarens in der Kritik. Im August berichtete der SPIEGEL, wie Ballweg von der Bewegung finanziell profitiert . Jüngst lenkte eine Recherche von Netzpolitik.org und dem »ZDF Magazin Royale«  die Aufmerksamkeit auf Ballwegs Umgang mit Geldflüssen von »Querdenken«-Unterstützern.

ply/dpa
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