Raumfahrt Merkels Anruf im All
Darmstadt - Sämtliche Ähnlichkeiten mit "E.T. - der Außerirdische" waren zufällig. Auch wollte die Kanzlerin nicht "nach Hause telefonieren", sondern einmal mit einem waschechten Astronauten im All sprechen. Dieser Wunsch wurde ihr nun heute im Satellitenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt vor versammelter Presse ermöglicht.
Nachdem sie sich zunächst auf Russisch an die Besatzung gewandt hatte, fragte sie schmunzelnd den deutschen Astronauten Thomas Reiter nach seinem Leben in der Schwerelosigkeit - und ob er denn schon die mitgebrachte Gitarre habe spielen können. Reiter, der auf einem Monitor in Begleitung der beiden anderen Besatzungsmitglieder der ISS aus Russland und den USA zu sehen war, sagte, dazu sei bislang keine Zeit gewesen. Er fügte hinzu: "Ich habe aber immerhin schon die Gitarre gestimmt. Eine Saite war gerissen, die habe ich schon ersetzt."
Merkel unterrichtete die Astronauten vom "unglaublich warmen Wetter bei uns" - und interessierte sich für ganz irdische Dinge: "Und wie klappt es mit dem Schlafen?" Reiter berichtete sichtlich begeistert, das sei in der Schwerelosigkeit wunderbar. "Man wird einfach nur von dem Schlafsack festgehalten, in den man abends reingeht. Das ist ein ganz tolles Gefühl." Ab und zu sehe man auch in der Dunkelheit durch die kosmische Strahlung kleine Lichtblitze. "Wenn man also Probleme hat, einzuschlafen, kann man statt Schäfchen zu zählen diese Lichter zählen", sagte Reiter, der seit Anfang Juli in der ISS ist und erst in einigen Monaten zur Erde zurückkehren soll.
Merkel, von Hause aus Physikerin, ließ sich auch den Fortgang der wissenschaftlichen Arbeiten berichten: "Klappen die wissenschaftlichen Experimente alle bis jetzt gut?" Reiter beschrieb daraufhin seine Experimente im Zusammenhang mit dem menschlichen Gleichgewichtssinn und den Atemorganen.
Beim Schluss des Gespräches wurde Merkel dreisprachig. In Deutsch, Russisch und Englisch verabschiedete sie sich von Reiter und den anderen Besatzungsmitgliedern. Die Telefonverbindung ins All war gut - und Merkel begeistert: "Toll, was die Technik möglich macht", sagte die Regierungschefin.
lan/ddp/AP/AFP/Reuters/dpa