Reaktionen SPD und Grüne jubeln, Jammer bei PDS

Jubel bei der Berliner SPD. Klaus Wowereit darf weiterregieren, auch wenn der Koalitionspartner schwächelt. Die Grünen sehen sich als großen Sieger - und wollen die Linkspartei als Juniorpartner ablösen. In der CDU liest man das Ergebnis als Misstrauensvotum.

Er klatsche, er winkte, er streckte die Arme von sich und wackelte mit den Händen, als wolle er die SPD-Wahlkampfhelfer im Berliner E-Werk zu einer La-Ola-Welle animieren. Lange wartete Klaus Wowereit, bis er sagte: "Ich freue mich, dass wir die Wahl gewonnen haben." Nach einer weiteren Kunstpause betonte er dann, es gebe noch keine endgültige Bewertung. "Aber ohne die SPD kommt keine Regierung zustande - und das ist auch gut so", setzte Wowereit hinzu, indem er seinen Slogan aus dem vorherigen Wahlkampf zitierte.

Angesichts der Hochrechnungen, die der SPD Koalitionsoptionen mit der Linkspartei und den Grünen gleichermaßen in Aussicht stellte, feierte sich die Berliner Genossen als Wahlsieger. Klaus-Uwe Benneter, Berliner Bundestagsabgeordnete, sagte, die SPD sei stärkste Partei geworden und habe damit auch den Regierungsauftrag erhalten. Es sei schön, dass es "mehrere Parteien gibt, mit denen man sich das vorstellen kann".

Dass dazu nicht die CDU gehört, betonte Michael Müller, der SPD-Landesvorsitzende von Berlin: "Im Wahlkampf haben wir eine Große Koalition ausgeschlossen, und dabei bleibt es." Auf die Möglichkeit einer Dreierkoalition zwischen SPD, Grünen und der Linkspartei angesprochen, sagte er, stabile Verhältnisse seien den Genossen "auch wichtig".

"Grün ist die Farbe von Berlin"

Als große Gewinner stellten sich die Grünen dar. Grün sei die Farbe von Berlin, sagte Claudia Roth, Bundesvorsitzende von Bündnis90/Grüne. "Alle anderen Parteien haben verloren", sagte sie. "Fast fünfzig Prozent in Berlin dazugewonnen, das ist eine Menge", assisitierte Renate Künast in der ARD. Das Ergebnis sei ganz klar Rot-Grün. "Wir sind bereit", sagte die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag.

Die grüne Spitzenkandidaten in Berlin, Franziska Eichstädt-Bohlig, erklärte, Rot-rot sei vom Wähler durch Rot-grün abgelöst worden. "Jetzt liegt es an der SPD, ob sie mit einem Gewinner oder einem Verlierer der Wahl koaliert."

Petra Pau von der Linkspartei hielt dagegen, es bleibe ein spannender Abend - noch seien ihre Partei und die Grünen gleichauf." Der Wirtschaftssenator der rot-roten Koalition, Helmut Holter, sagte zurückhaltend: "Wir sind bereit zu regieren oder in die Opposition zu gehen." Klaus Lederer, Vorsitzender von Linkspartei.PDS, in Berlin sagte: "Wir sind Verlierer, Punkt."

Der SPD-Bundesvorsitzende Kurt Beck nutzte einen Auftritt in der Parteizentral für eine Spitze in Richtung des gegenwärtigen Koalitionspartner von Bürgermeister Wowereit: "Es ist bemerkenswert, dass PDS-Die Linke nach dem Zusammenschluss in zweistelliger Größenordnung verloren hat." Beck sprach in diesem Zusammenhang vom "Lafontaine-Malus". Die SPD habe gewonnen, in beiden Bundesländern würden die Amtsinhaber weiterregieren. Beck fügte hinzu: "Die CDU hat auf niedrigem Niveau noch einmal verloren."

CDU sieht "Misstrauensvotum gegen Rot-rot"

Der Spitzenkandidat der Berlin CDU, Friedbert Pflüger, versuchte das Ergebnis als Gesamtniederlage für die Landesregierung zu deuten. "Grund zu Sorge haben sollte hier Rot-rot", sagte Pflüger und fuhr in Anspielung auf die mögliche Sitzverteilung auf Basis der Hochrechnungen an: "Wie die die enormen Probleme Berlins mit nur einer Stimme Vorsprung im Abgeordnetenhaus lösen wollen, das müssen sie noch sagen." Rot-rot sei abgestürzt und als Opposition werde die CDU eine "starke Kraft" im Berliner Abgeordnetenhaus sein. Dem "weiterhin" regierenden Bürgermeister gratulierte er.

Der CDU-Landesvorsitzende Ingo Schmidt sagte: "Sicher ist es ein Ergebnis, das betrübt." In der Tat habe die Partei bis zum Sommer 2005 zu viel intern diskutiert - "und auch Streitigkeiten gehabt".

Martin Lindner, FDP-Fraktionsvorsitzender im Berliner Abgeordnetenhaus, sprach vom "zweitbesten Ergebnis seit der Wiedervereinigung". Er sei "ziemlich zufrieden".

stx

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