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Autokorsos nach Türkei-Wahl: Hupen, Böllern, Fahnen schwingen

Foto: Paul Zinken/ dpa

Wahl in der Türkei Erdogan-Anhänger in Deutschland feiern mit Autokorsos

"Recep Erdogan, unser Führer": In Deutschland haben zwei Drittel der türkischen Wähler für den autokratischen Präsidenten gestimmt. Den Sieg feierten Hunderte auf den Straßen, in Berlin musste der Verkehr umgeleitet werden.

In der Nacht zum Montag haben die Anhänger des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in mehreren deutschen Städten ihren Wahlsieg mit Hupkonzerten und Fahnen gefeiert.

Über den Kurfürstendamm in Berlin rollte laut Polizei ein Autokorso mit rund hundert Fahrzeugen. Etliche Teilnehmer skandierten "Recep Erdogan, unser Führer", etwa 200 Menschen nahmen teil. Der reguläre Verkehr musste umgeleitet werden.

Auch in Duisburg fuhren AKP- und Erdogan-Fans mit Autokolonnen durch die Stadt und zündeten Knallkörper. Mehr als tausend Menschen blockierten zeitweise eine Straße. Einige bestiegen Ampelmasten und schwenkten Fahnen der islamisch-konservativen AKP. Die Polizei war mit rund 80 Beamten im Einsatz. Die "WAZ" berichtet zudem von Erdogan-Jubelfeiern in den Ruhrgebietsstädten  Gelsenkirchen, Dortmund und Essen.

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Autokorsos nach Türkei-Wahl: Hupen, Böllern, Fahnen schwingen

Foto: Paul Zinken/ dpa

In Hamburg zogen laut "Hamburger Abendblatt" etwa 150 Anhänger des Amtsinhabers vor das türkische Generalkonsulat , durch den Stadtteil Wilhelmsburg rollte ebenfalls ein kleiner Autokorso.

Fast zwei Drittel der Deutsch-Türken für Erdogan

Nach Auszählung von fast 80 Prozent der Stimmen in Deutschland kam Erdogan auf 65,7 Prozent der Stimmen, weit vor seinem stärksten Konkurrenten Muharrem Ince von der größten Oppositionspartei CHP mit 21,5 Prozent. Damit stimmten die in Deutschland lebenden Türken erneut deutlich stärker für Erdogan als die in der Türkei: Im Gesamtergebnis erreichte Erdogan lediglich 52,6 Prozent.

Als Grund für die Erdogan-Begeisterung in Deutschland und das Erstarken "nationalistischer und religiöser Kräfte", sieht der Chef der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, die Art der Arbeitsmigration, welche die Bundesrepublik früher betrieben habe. Diese Migranten stammten vorwiegend aus einem konservativen Milieu. "Für sie ist Erdogan derjenige, der Krankenhäuser, Autobahnen und Einkaufszentren gebaut hat", Menschenrechtsfragen interessierten sie weniger, sagte Sofuoglu.

Der Grünen-Politiker Cem Özdemir kritisiert, die deutsch-türkischen Erdogan-Anhänger feierten "nicht nur ihren Alleinherrscher", sondern drückten "damit zugleich ihre Ablehnung unserer liberalen Demokratie aus".

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Kandidat in Haft holt rund sieben Prozent

Der türkische Landeswahlleiter hatte Erdogan am frühen Montagmorgen zum Gewinner erklärt, allerdings wurde die Wahl von Manipulationsvorwürfen der Opposition überschattet. Mit dem Sieg Erdogans ist die Einführung des neuen Präsidialsystems abgeschlossen. Die Opposition hatte für diesen Fall vor einer "Ein-Mann-Herrschaft" gewarnt.

Auch bei der Parlamentswahl entfielen TV-Berichten zufolge die meisten Stimmen auf Erdogans AKP. Zusammen mit Verbündeten erreichte die Partei im Parlament die absolute Mehrheit.

Anhänger der prokurdischen HDP in Diyarbakir, Südost-Türkei

Anhänger der prokurdischen HDP in Diyarbakir, Südost-Türkei

Foto: ILYAS AKENGIN/ AFP

Einen Teilerfolg verbuchte die Kurdenpartei HDP: Sie schaffte nach Angaben des Wahlleiters mit 11,5 den Sprung über die 10-Prozent-Hürde und zieht als drittstärkste Kraft ins Abgeordnetenhaus ein. Ihr Präsidentschaftskandidat, der in Haft sitzende Selahattin Demirtas, errang rund sieben Prozent.

Ähnlich wie die AKP-Anhänger in Deutschland und in Großstädten der Türkei feierten Tausende HDP-Unterstützer in der kurdischen Metropole Diyarbakir mit Bengalo-Fackeln, Fahnen und Hupkonzerten.

Video: Mein Leben unter Erdogan

dbate
cht/dpa/AFP
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