Vorsitzender des Rechtsausschusses im Bundestag Alle anderen Fraktionen fordern Rücktritt von AfD-Politiker Brandner

Stephan Brandner schmähte zuletzt das Bundesverdienstkreuz für Udo Lindenberg als "Judaslohn"
Foto: DPA/Bernd von Jutrczenka"Es vergeht keine Woche ohne Grenzüberschreitungen und Entgleisungen, ohne dass er ausgrenzt oder Ressentiments schürt": Der AfD-Politiker Stephan Brandner hat den Bogen nach Ansicht aller anderen Parteien im Bundestag überspannt. Die Fraktionen von Union, SPD, Linken, Grünen und FDP verlangen seinen Rücktritt als Vorsitzender des Rechtsausschusses. Brandner fehlten "Anstand, Respekt und Würde" für das Amt, sagte der CDU-Abgeordnete Jan-Marco Luczak im Namen der Fraktionen.
Sein Handeln stehe in fundamentalem Widerspruch zu einer "von einem freien und offenen Geist geprägten Gesellschaft, in der sich Menschen mit Respekt und Toleranz begegnen".
Brandner war in der vergangenen Woche zum wiederholten Mal in die Kritik geraten, weil er auf Twitter die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an den Rockmusiker Udo Lindenberg als "Judaslohn" geschmäht hatte. Zuvor hatte er nach dem Anschlag in Halle in einem Tweet geschrieben, Politiker würden vor Synagogen "lungern". Damit spielte er offenbar auf die öffentlichen Solidaritätsversammlungen vor den jüdischen Gotteshäusern an. Von diesem Tweet rückte Brandner nach breiter Kritik wieder ab.
"Er repräsentiert uns nicht, und wir wollen auch nicht von ihm repräsentiert werden"
Dem Rechtsausschuss komme innerhalb der freiheitlich demokratischen Grundordnung eine besondere Funktion zu, heißt es nun in der gemeinsamen Erklärung der fünf Fraktionen. "Er wacht über Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und die Werte unseres Grundgesetzes." Brandner schade dem Ansehen des Amtes und des gesamten Parlamentes: "Er ist für uns daher untragbar. Er repräsentiert uns nicht, und wir wollen auch nicht von ihm repräsentiert werden."
Zugleich bekannten sich die Fraktionen zu den Vereinbarungen im Ältestenrat, wonach der AfD-Fraktion der Vorsitz im Rechtsausschuss zusteht. "Wir wenden uns daher nicht gegen die AfD als solche, sondern allein gegen das inakzeptable Verhalten von Brandner." Die Partei kann Brandner abberufen und jemand anderen benennen.
Am Donnerstag soll sich der Geschäftsordnungs-Ausschuss des Bundestags mit der Frage befassen, wie Brandner abgewählt werden kann, wenn er nicht zurücktritt.
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Die Registrierung hilft dabei, die Antworten zu gewichten, und ermöglicht so ein Ergebnis für die Umfragen, das für die Wahlbevölkerung in Deutschland repräsentativ ist. Jeder Teilnehmer wird dabei nach seinem Geschlecht, Geburtsjahr und Wohnort gefragt. Danach kann jeder seine Meinung auch in weiteren Umfragen zu unterschiedlichen Themen abgeben.
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