Rednerqualitäten Linkspartei entrüstet über Schmidts Nazi-Vergleich
Berlin - Die Empörung ist groß: Vertreter der Linken haben Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) für seine Vorwürfe gegenüber Linksparteichef Oskar Lafontaine scharf kritisiert.
"Seine Worte sind ungeheuerlich. Da kann ich nur sagen: alterssenil", sagte der stellvertretende Parteivorsitzende Klaus Ernst der "Passauer Neuen Presse". "Es ist an der Zeit, dass er nichts mehr sagt. Dass ein ehemaliger Bundeskanzler der SPD sich so äußert, zeigt den Verfall von Sitten und Moral in dieser Partei."
Schmidt hatte in der "Bild am Sonntag" die rhetorischen Fähigkeiten des früheren SPD-Chefs in einem Atemzug mit denen Adolf Hitlers erwähnt: "Auch Adolf Nazi war ein charismatischer Redner. Oskar Lafontaine ist es auch." Zudem verglich der Altkanzler Lafontaine mit dem französischen Rechtspopulisten Jean-Marie Le Pen.
Der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Bodo Ramelow, sprach von einer "unglaublichen Entgleisung" Schmidts. "Ein Vergleich zwischen Oskar Lafontaine und dem größten Massenmörder ist einfach empörend." Schmidt könne "seine Wut über den ehemaligen Parteikollegen ja formulieren - ich würde mir aber wünschen, dass er sich nicht zum Mittel einer bösen Kampagne macht", sagte Ramelow.
Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linkspartei), sagte dem MDR: "Ich wundere mich schon seit Jahren, warum Politiker der alten Bundesrepublik immer wieder solche unsäglichen Vergleiche bemühen." Für die politische Auseinandersetzung gebe es andere Mittel.
Aus der SPD hingegen kommt Rückendeckung für Schmidt. "In der Vergangenheit war Lafontaine in der Ausländer- und Asylfrage nie ein Parteilinker", sagte Umwelt-Staatssekretär Michael Müller der "Welt". "Er scheute auch nicht vor Begriffen wie Fremdarbeiter zurück, die historisch sehr fragwürdig besetzt sind." Lafontaine verführe die Menschen mit populistischen Sprüchen, die keine Substanz hätten.
Nach Ansicht von Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat der Altbundeskanzler mit seinen Äußerungen eine alte Rechnung beglichen: "Das erinnert ja durchaus an eine Attacke von Oskar Lafontaine vor 20 Jahren auf Helmut Schmidt", sagte Thierse dem MDR. Lafontaine hatte damals gesagt, mit den von Schmidt propagierten Tugenden Berechenbarkeit, Standhaftigkeit und Pflichtgefühl könne man auch ein Konzentrationslager betreiben. "Also insofern steht es eins zu eins zwischen Helmut Schmidt und Oskar Lafontaine", befand Thierse.
ffr/dpa/ddp/AP