Russlands Krieg gegen die Ukraine SPD-Fraktionschef will an Gesprächen mit Putin festhalten

Kremlchef Putin lässt in der Ukraine morden. Mehrere Staatschefs fordern seit Längerem den Kontaktabbruch, Kanzler Scholz hält die Kanäle offen. Nun erklärt SPD-Fraktionschef Mützenich, wann das sinnvoll ist.
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich im Bundestag

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich im Bundestag

Foto: Kay Nietfeld / dpa

Weiter mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin reden? Oder soll man es lassen? SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich plädiert dafür, die Gespräche nicht abreißen zu lassen. »Man kann solche Gespräche nicht erzwingen«, sagte Mützenich der Nachrichtenagentur dpa. »Aber wenn Präsident Putin zu einem belastbaren Gespräch mit den Staats- und Regierungschefs der EU beziehungsweise der Nato sowie der Ukraine bereit sein sollte, sollte man das nicht grundsätzlich ausschließen.«

Zwischen den westlichen Bündnispartnern und Russland gibt es seit dem russischen Angriff auf die Ukraine Ende Februar nur noch sporadische Gesprächskontakte. Scholz hat zuletzt im Abstand von mehreren Wochen mit Putin telefoniert. Die Ukraine und osteuropäische Bündnispartner sehen diese Kontakte skeptisch.

»Ich gehe weiterhin davon aus, dass dieser Krieg nicht auf dem Schlachtfeld durch einen absoluten Sieg entschieden wird, sondern am Ende nur durch Gespräche, durch Verhandlungen, durch Verabredungen«, betonte Mützenich. So seien Kriege auch in der Vergangenheit beendet worden. »Wir sollten immer in der Lage sein, bestimmte Signale, die auf eine mögliche Feuerpause hinweisen, dazu zu nutzen, wieder in diplomatische Gespräche einzutreten. Solche Signale fehlen allerdings bisher.«

»Wir müssen diesem Kerl regelmäßig den Spiegel vorhalten«

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hatte im Magazin »Stern« erläutert, dass sie derzeit keine Möglichkeit für Verhandlungen mit Russland sieht. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Michael Roth, entgegnete, Russland sei weiterhin ständiges Mitglied im Uno-Sicherheitsrat, bleibe Teil der G20 und gehöre zur Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). »Ob es uns gefällt oder nicht, wir werden mit Vertreterinnen und Vertretern Russlands zu reden haben«, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Roth zeigte sich skeptisch, ob Telefonate Putin zum Einlenken bewegen. »Aber wir müssen diesem Kerl regelmäßig den Spiegel vorhalten, dass er sich auf einem verhängnisvollen Irrweg befindet.«

Eine Lockerung der wegen des Angriffskriegs verhängten Sanktionen gegen Russland hält Mützenich nur bei einem klaren Kurswechsel Putins für denkbar. »Wenn Russland Angebote für eine verlässliche Waffenruhe machen würde, wenn Russland bereit wäre, humanitäre Korridore zu öffnen und belastbare Verhandlungen zu führen, erst dann kann es eine politische Diskussion über die Lockerung der Sanktionen geben.« Außerdem müsse die ukrainische Regierung diesen Weg mitgehen.

Die westlichen Staaten haben ihre Strafmaßnahmen gegen Russland seit Kriegsbeginn Schritt für Schritt verschärft. Politiker der Linken und der AfD haben sich für eine Lockerung ausgesprochen, weil die Strafmaßnahmen auch die deutsche Wirtschaft belasten.

mrc/dpa
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