Kanzleramtsminister Rätselraten um Pofallas Zukunft

CDU-Mann Pofalla: Rückzug aus der ersten Reihe der Bundespolitik
Foto: © Tobias Schwarz / Reuters/ REUTERSHamburg - Er gilt als einer der engsten Vertrauten Angela Merkels, nun will er sich verabschieden: Ronald Pofalla will das Kanzleramt verlassen und der neuen Regierung nicht mehr angehören. Auf CDU-Seite hatte er die Koalitionsverhandlungen maßgeblich mitorganisiert. Der 54-Jährige vom Niederrhein gilt nicht als politikmüde - doch was hat er vor? Als Begründung des Rückzugs heißt es, Pofalla wolle sich mehr um sein Privatleben kümmern, vor allem um seine junge Frau. Sie soll rund zwanzig Jahre jünger sein als er.
Doch der eigentliche Grund, so ist in Gesprächen zu hören, könnte ein ganz anderer sein. Pofallas Interesse würde demnach neben der Liebe auch der Wirtschaft gelten.
Im Gespräch soll sein, dass der CDU-Mann eine führende Rolle in der RAG-Stiftung übernehmen könnte, so ist in Nordrhein-Westfalen zu hören. Die Stiftung verwaltet das Vermögen der ehemaligen Bergbaubetriebe, insgesamt viele Milliarden Euro. Als Großinvestor spielt die Stiftung eine wichtige Rolle in der deutschen und nordrhein-westfälischen Industriepolitik.
Wird Peter Altmeier neuer Kanzleramtschef?
Das jetzige Vorstandsmitglied Helmut Linssen, der im Dezember 2012 sein Amt angetreten hat, könnte somit nur eine Zwischenlösung sein. Womöglich aber könnte Pofalla auch die Nachfolge von Stiftungschef Werner Müller antreten. Die Mitglieder des RAG-Stiftungsvorstandes gehören zugleich dem Aufsichtsrat der RAG-Aktiengesellschaft an.
Nach Informationen des SPIEGEL will Pofalla sein Mandat im neuen Bundestag behalten. Aus den Koalitionsverhandlungen war in den vergangenen Wochen mehrfach Kritik an Pofalla laut geworden. Sein Rückzug aber hat auch viele Abgeordnete der Union überrascht, der CDU-Mann gilt als ehrgeizig. Bekannt war allerdings, dass Pofalla gerne seinen bisherigen, sehr arbeitsintensiven Posten aufgegeben und in ein reguläres Ministerium gewechselt hätte. Er wurde bis zuletzt unter anderem als Forschungs- und Bildungsminister gehandelt.
Mit Pofalla verliert Merkel einen ihrer Weggefährten. Ihm wird der Wahlsieg 2009 zugerechnet, den er als Generalsekretär organisierte; er arbeitete die vergangenen Jahre im Kanzleramt mit ihr zusammen, war einer ihrer engsten Berater bei den Koalitionsverhandlungen. Für Merkel bleibt wohl nur Peter Altmeier, um die Lücke zu schließen.