Rücktritt als CDU-Landeschef Wulff will sich stärker in Bundespolitik einmischen
Hannover - Nach 14 Jahren an der Spitze der Niedersachsen-CDU gibt Christian Wulff überraschend sein Amt auf. Der Ministerpräsident werde auf dem nächsten Landesparteitag nicht wieder als Parteivorsitzender kandidieren, gab der Landesvorstand nach einer Sitzung am Abend bekannt. "Ich halte es für klug, die Nachfolge im Parteivorsitz rechtzeitig zu regeln", sagte Wulff laut "Bild"-Zeitung. Er werde jetzt den Rücken frei haben, um sich seinen Aufgaben als Ministerpräsident noch intensiver zu widmen. Als seinen Nachfolger will Wulff den derzeitigen Fraktionschef der CDU im Landtag, David McAllister, vorschlagen.
Zugleich will sich Wulff der Zeitung zufolge künftig als stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU auch verstärkt in der Bundespolitik engagieren. Außerdem wolle er sich an der Seite von Angela Merkel in Zukunft mehr auf sein Amt als stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU konzentrieren. "Wir brauchen in der Großen Koalition viele, die sich auf Bundesebene äußern", sagte Wulff.
Auch die Opposition in Niedersachsen wertete Wulffs Rückzug vom Vorsitz als Hinweis auf dessen Berlin-Ambitionen: Es sei "das erste Zeichen dafür, dass es Wulff in die Bundespolitik nach Berlin zieht", sagte der niedersächsische SPD-Landesvorsitzende Garrelt Duin in Hannover. Er äußerte zugleich die Überzeugung, dass der Wechsel noch für diese Legislaturperiode des Landtages geplant sei. "Politik in Niedersachsen langweilt Wulff nur noch", sagte Duin.
Die Nachfolge ist schon geregelt
Seinen designierten Nachfolger McAllister bezeichnete Wulff laut "Bild"-Zeitung als "kommunal- und landespolitisch erfahrenen" Politiker, zu dem er "volles Vertrauen" habe.
Der 37-jährige McAllister gilt seit langem als aussichtsreichster Nachfolgekandidat im Amt des CDU-Landeschefs. "Für mich ist es eine große Ehre, als neuer Vorsitzender der CDU in Niedersachsen vorgeschlagen zu werden. Ich bin bereit, diese Verantwortung zu übernehmen", sagte McAllister der Zeitung zufolge. Er wolle gemeinsam mit Wulff ein gutes Tandem bilden.
McAllister soll beim CDU-Landesparteitag im Juni als Nachfolger von Wulff gewählt werden. "Der Wechsel steht für Kontinuität, weniger für einen Umbruch", sagte der CDU-Landtagsfraktionschef.
Wulff war im Jahr 1994 zum Vorsitzenden der Niedersachsen-CDU gewählt worden. David McAllister ist gebürtiger Berliner und Rechtsanwalt, seit 1998 sitzt er im Landtag. Von 2002 bis 2003 war er CDU-Generalsekretär in Niedersachsen, nach dem CDU-Sieg bei der Landtagswahl 2003 übernahm McAllister den Vorsitz der CDU-Fraktion.
amz/ddp/dpa/Reuters/AP