Außenminister Lawrow Russland weist Merkels Hacker-Vorwurf zurück

Kanzlerin Merkel hat Russland vorgeworfen, am Hackerangriff auf den Bundestag vor fünf Jahren beteiligt gewesen zu sein. Moskau sieht keine Schuld bei sich. Es gebe keine Beweise.
Sergej Lawrow, Außenminister von Russland (Archiv)

Sergej Lawrow, Außenminister von Russland (Archiv)

Foto: Ameer Al Mohammedaw/ DPA

Vor fünf Jahren legte ein Hackerangriff den Bundestag mehrere Tage lahm. Nachdem deutsche Ermittler den mutmaßlichen Haupttäter, einen Mitarbeiter des russischen Geheimdiensts, identifiziert hatten, erhob Kanzlerin Angela Merkel schwere Vorwürfe gegen Russland. Moskau hat die Anschuldigung nun zurückgewiesen.

Es gebe keinen Beweis, dass russische Hacker hinter dem Angriff auf den Bundestag stünden, erklärte Außenminister Sergej Lawrow.

Nach Angaben der Kanzlerin wurde auch ihr eigenes Büro ausgespäht. Lawrow sagte dazu: "Fünf Jahre sind vergangen. Nicht eine einzige konkrete Tatsache ist vorgelegt worden." Merkel zufolge führen die Spuren des Hackerangriffs zum russischen Geheimdienst.

Merkel hatte den Vorfall am Mittwoch "ungeheuerlich" genannt und Russland Konsequenzen angedroht.

"Natürlich behalten wir uns immer Maßnahmen vor, auch gegen Russland."

Mit Blick auf die Ermittlungsergebnisse des Generalbundesanwalts sprach sie von "harten Evidenzen" für eine russische Beteiligung.

"Ich nehme diese Dinge sehr ernst, weil ich glaube, dass da sehr ordentlich recherchiert wurde", sagte Merkel. "Ich darf sehr ehrlich sagen: Mich schmerzt das." Auf die Frage nach möglichen Konsequenzen gegen Russland sagte Merkel: "Natürlich behalten wir uns immer Maßnahmen vor, auch gegen Russland."

Sie sprach von einer Strategie der "hybriden Kriegführung" Russlands, die auch "Desorientierung" und "Faktenverdrehung" beinhalte. "Die müssen wir beachten, und die können wir auch nicht einfach verdrängen", sagte die Kanzlerin. "Das ist nicht nur irgendwie ein Zufallsprodukt, das ist durchaus eine Strategie, die dort angewandt wird."

Vergangene Woche hatte die Bundesanwaltschaft einen internationalen Haftbefehl gegen einen jungen russischen Hacker namens Dimitri Badin erwirkt. Ihm wird geheimdienstliche Agententätigkeit und das Ausspähen von Daten vorgeworfen.

Der Angriff hatte im Mai 2015 die IT-Infrastruktur des Bundestags komplett lahmgelegt. Um ihn zu stoppen, musste das gesamte Parlament über Tage vom Netz genommen werden. In die Systeme des Bundestags waren die Angreifer mit E-Mails gelangt, die unter anderem vorgaben, von den Vereinten Nationen abgeschickt worden zu sein. Über die auf diese Weise erbeuteten Nutzerdaten konnten sie sich im Netz des Bundestags unbemerkt ausbreiten und über Tage Dateien ausleiten.

mfh/AFP
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