Hausmitteilung Russlands Krieg, Oligarchen, Brasilien, S-Magazin
Titel


Maxim Dondyuk
Um den Krieg in der Ukraine doch noch zu gewinnen, hat der russische Kriegsherr Wladimir Putin den Einsatz erhöht und an diesem Mittwoch eine Teilmobilmachung verkündet. Damit ist der Krieg nun auch mitten in der russischen Gesellschaft angekommen. SPIEGEL-Korrespondentin Christina Hebel erlebte in Moskau die Panik in vielen Familien, Flüge ins Ausland waren binnen kurzer Zeit ausverkauft. Ihr Eindruck: »Viele Menschen glauben, dass es sich nicht nur um eine Teilmobilmachung handelt, sondern weit mehr als 300.000 Mann eingezogen werden.« Sie war Teil eines Teams, das in Russland und der Ukraine recherchierte, um zu erklären, wie es zu Putins Entscheidung kam und welche Folgen sie haben wird. Alexander Sarovic war zudem in der vor wenigen Tagen befreiten Kleinstadt Balaklija nahe Charkiw unterwegs, wo er mit Bewohnern sprach, die von russischen Soldaten gefoltert worden waren.
Oligarchen

Matthias Balk
Rottach-Egern ist ein idyllischer Ort am Tegernsee. Kuhglocken läuteten auf der Weide, als SPIEGEL-Mitarbeiterinnen Sophia Baumann (l.) und Maria Christoph vergangenen Mittwoch das Anwesen des russischen Oligarchen und Putin-Vasallen Alischer Usmanow erreichten. Mit der Idylle war es schnell vorbei: Polizisten verschafften sich gewaltsam Zutritt zu mehreren Villen des Milliardärs. Anwohner waren erstaunt, denn der »nette, dicke Nachbar« sei doch schon lange weg. Über Jahre lebte der Unternehmer in Deutschland, verdiente prächtig mit undurchsichtigen Offshore-Geschäften und schleuste offenbar Millionen Euro am deutschen Fiskus vorbei. Aufgefallen ist Usmanow den Ermittlern erst nach Russlands Angriff auf die Ukraine. Ein SPIEGEL-Team um Jörg Diehl, Roman Lehberger, Frederik Obermaier und Bastian Obermayer recherchierte über Monate, wie der Staat vor dem Treiben superreicher Russen die Augen verschloss, und nun versucht, mithilfe des Steuerrechts an sein Geld zu kommen. Deutsche Behörden scheitern oft daran, schmutziges Vermögen einzutreiben. »Einen normalen Angestellten zu besteuern, ist sehr leicht. Einen Oligarchen zu besteuern, unglaublich schwer«, so Diehl. »Leider macht es sich der Staat lieber leicht.«
Brasilien
Auf großes Misstrauen trafen SPIEGEL-Reporter Marian Blasberg und Fotograf Ian Cheibub beim Besuch im Calibre 12. Der Schießklub liegt gegenüber der Bucht von Rio de Janeiro und ist ein Treffpunkt von Unterstützern des rechtsextremen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro. Sollten die Reporter Unsinn publizieren, verfolge er sie bis ans Ende der Welt, drohte Klubgründer Rildo Anjos, ein glühender Fan des Staatschefs. Bolsonaro hat den Zugang zu Schusswaffen erleichtert. Sollte er bei der anstehenden Präsidentschaftswahl verlieren, befürchten viele, dass seine bewaffneten Anhänger das Land ins Chaos stürzen könnten. »Viele dieser Radikalen glauben, dass Brasilien auf einen Bürgerkrieg zusteuert«, sagt Blasberg. »Sie haben ihr Schicksal mit dem des Präsidenten verbunden.«
S-Magazin
In Zeiten des Umbruchs, der Krisen und der Gefahr wächst die Sehnsucht nach radikalen Lösungen. Doch was bedeutet eigentlich Radikalität?
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Weitere Themen der Beilage: Publizistin und Philosophin Andrea Roedig erklärt das Wesen der Radikalität, Interview mit Ann Demeulemeester und zehn Looks in Gegensätzen