S.P.O.N. - Der Schwarze Kanal Spekulieren mit Soros
Warum sind so viele wohlhabende Menschen links? Die kürzeste Antwort lautet: Weil sie es sich leisten können. Wer sich für linke Politik begeistert, muss ein entspanntes Verhältnis zum Geld haben, denn es wird in jedem Fall teuer, wie die Erfahrung lehrt. Tatsächlich sind es vor allem zwei Gruppen, die keinen Grund haben, sich vor linken Sozialisierungsplänen zu fürchten: diejenigen, die immer schon vom Geld anderer Leute lebten und damit gutgefahren sind - und die Glücklichen, die ihr Vermögen schon gemacht haben (und in Sicherheit wissen).
Ein besonders schönes Beispiel für diese Art des Luxuslinken ist der Milliardär George Soros, der mit Währungsspekulationen zu beeindruckendem Reichtum gelangte und nun mit großer Regelmäßigkeit über die Ungerechtigkeit des Kapitalismus sinniert. Nahezu jede Gruppe aus der bunten Welt der Globalisierungskritik findet in ihm einen erklärten Sympathisanten. Derzeit sind es die Vertreter der "Occupy Wall Street"-Bewegung, die er öffentlich ins Herz geschlossen hat. "Ehrlich gesagt kann ich ihre Gefühle verstehen", verkündete er vergangene Woche - was ihn selbstredend nicht davon abhält, aus sicherer Entfernung zum Epizentrum des Protests weiter seinen Geschäften nachzugehen.
Dass Soros sich mit Spekulationen auskennt, steht außer Frage. Dafür spricht schon die Tatsache, dass er seinen berühmten Quantum Fonds der amerikanischen Finanzaufsicht entzog und in Offshore-Paradiesen ansiedelte. Aber auch der Spekulant strebt nach Höherem. Weil Soros das Profitstreben irgendwann zu gewöhnlich erschien, entschloss er sich, Bücher zu schreiben, die zwar keinen neuen Gedanken enthalten, diesen aber so kritisch unters Volk bringen, dass er seitdem ein gern gesehener Gast ist, wenn man sich seine Vorbehalte gegen die Marktwirtschaft von einem Nutznießer derselben bestätigen lassen möchte.
Von der Bundeskanzlerin hält Soros nicht viel
Besonders gern gesehen ist der Anlageexperte in Deutschland, wo man ihn nicht nur für einen Kenner der Finanzmärkte, sondern auch für einen bedeutenden Intellektuellen hält. Dass Soros in seinem Heimatland USA lange nicht den Ruf genießt, den er bei uns hat, kümmert hier keinen. Man kennt das Phänomen aus der Musikbranche: Auch David Hasselhoff hat es in den Staaten nie zu einer vergleichbaren Popularität gebracht wie in Deutschland; deshalb tourt er, solange es seine Leber erlaubt, ja auch so fleißig durch die hiesige Fangemeinde.
Vermutlich ist diese Anhänglichkeit der deutschen Öffentlichkeit auch ein Grund, warum sich Soros immer wieder ausführlich zur deutschen Politik äußert. Jeder Künstler weiß schließlich, was er seinem Publikum schuldig ist. Von der Bundeskanzlerin hält er nicht viel, wie man bei dieser Gelegenheit dann erfährt. Er findet, dass sie in der Euro-Krise viel zu sehr aufs Geld achtet und sich insgesamt zu zögerlich zeigt, den krisengeschüttelten Nachbarn unter die Arme zu greifen.
Überhaupt scheint Soros zum Ersparten anderer Leute ein eher ungezwungenes Verhältnis zu haben, aber das ist ja in seiner Branche nicht unüblich. Vor einem Jahr war er extra nach Berlin gekommen, um den Deutschen den Sparkurs auszureden. Die Unternehmen müssten endlich die Löhne erhöhen, damit die Menschen mehr Geld zum Ausgeben haben, erklärte er bei dieser Gelegenheit - und der Staat solle mit Schulden weiter die Wirtschaft ankurbeln. Es waren ziemlich exakt die Art von Forderungen, die auch auf jedem Gewerkschaftskongress für Beifall sorgen.
Dass Soros die Bundesregierung nun ermahnt, die Schulden der Länder zu übernehmen, die genau diese Politik in die Krise geführt hat, ist da nur folgerichtig.
Kronzeuge wider den Kapitalismus
Man weiß nicht, worüber man mehr staunen soll: dass Fonds-Manager wie Ver.di-Vertreter reden - oder über den andächtigen Ernst, mit dem das Publikum plötzlich an den Lippen eines Wall-Street-Milliardärs hängt. Was Soros sich bei seinen Empfehlungen denkt, ist nicht so schwer zu erraten. Auch der Spekulant braucht das Geld des Staats, derzeit mehr denn je, das verbindet ihn mit dem Hartz-IV-Empfänger. Vielleicht hat Soros auch gerade eine Wette gegen den Euro laufen.
Eher rätselhaft bleibt, warum ein Mann als Kronzeuge wider den Kapitalismus verehrt wird, der seinen Anlegern eine Rendite verspricht, von denen jeder normale Kleinsparer nicht einmal zu träumen wagt. Nur wenige Tage, nachdem Soros sein Herz für die Wall-Street-Protestler entdeckte, bestätigte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte übrigens ein französisches Urteil wegen Insiderhandels, gegen das Soros seit Jahren ankämpft. Das war den meisten Zeitungen, die sonst so große Stücke auf den Großinvestor aus New York halten, nur eine kleine Meldung in ihren Wirtschaftsteilen wert.
Das eigentlich Ärgerliche ist, dass die Linke Leute wie Soros so billig davonkommen lässt. Auch bei uns gibt es ja den Vertreter dieser Spezies des Linksmillionärs, dessen Namen man unter jeder Unterschriftenliste findet, wenn es um die gute Sache geht. Schade, dass niemand ernst macht und diesen Leuten wirklich die Hälfte ihres Vermögens abnimmt. Aber dann würde die Zahl derjenigen, die für sich selber höhere Steuern fordern, mutmaßlich dramatisch zurückgehen, und das wäre für das Politische-Unterschriften-Gewerbe ein zu großer Verlust.