
S.P.O.N. - Im Zweifel links Einmal stolz, Deutscher zu sein!


Protest gegen Legida: Die Zivilgesellschaft wehrt sich
Foto: Sebastian Willnow/ dpaEinmal machen wir es richtig. Wenigstes dieses eine Mal. Zwar entdecken in Politik und Medien die sogenannten Eliten gerade ihre stillen Sympathien für Pegida und Konsorten. Aber die Zivilgesellschaft wehrt sich. Wenn die Islamfeinde auf die Straße gehen, tritt ihnen häufig die Übermacht der Anständigen entgegen. Deutschland will mit diesen rechten Spinnern nichts zu tun haben. Ein Glück! Und endlich mal ein Grund für Stolz auf dieses Land! Nur in Dresden, da ticken die Uhren auch 25 Jahre nach der Wende noch anders.
Ausgerechnet jetzt hat Pegida-Organisator Lutz Bachmann hingeworfen. Gerade zeigten die Bemühungen, Pegida salonfähig zu machen, erste Erfolge. Aber es war nicht die "Lügenpresse", die ihm den Hitler-Bart angeklebt hatte. Das hat der Islamfeind selbst gemacht. Dumm gelaufen für all jene in den Zeitungen und Parteien, die der Meinung sind, man müsse auf Pegida "zugehen" und die Anliegen der Leute "ernst nehmen".
Jens Spahn, Mitglied im CDU-Präsidium, findet zum Beispiel, "wenn es nun Bereitschaft zum Gespräch gibt, sollte man das nicht kategorisch ausschließen". Voraussetzung sei aber eine klare Abgrenzung zu Hass und Fremdenfeindlichkeit. Wie soll eine Bewegung diese Bedingung erfüllen, deren Wesensmerkmale Hass und Fremdenfeindlichkeit sind?
Noch vor wenigen Tagen konnte in der "FAZ" ein Dresdner (sic!) Politikwissenschaftler über die Folgen von '68 und linke Diskurshygiene faseln und beklagen: "Was einmal als 'rechts von der Mitte' gilt, sehen wir schon in Rechtspopulismus, Rechtsradikalismus, Rechtsextremismus, Faschismus abrutschen." Statt den Islamfeinden hinterherzuhecheln, könnte die "FAZ" jetzt titeln: "Schlimmer Verdacht - Pegida ist rechts!"
Ängste muss man bekämpfen - und nicht pflegen
Die "Welt" geht in die Vorneverteidigung und findet, "Massen von Deutschen" sollten "sich ein Bärtchen ankleben, einen Seitenscheitel ziehen und mit einem Schild um den Hals 'Wir sind Adolf!' verkünden".
Da hilft alle Ironie nichts: Die rechten Marschierer haben eine Gegenbewegung mobilisiert, die sich gewaschen hat. Kurios: Pegida wächst ja angeblich in dem Graben, der sich zwischen der öffentlichen und der veröffentlichten Meinung auftut, zwischen dem Volksempfinden und dem Elitendiskurs. Aber das Volksempfinden zeigt sich in diesen Tagen von seiner angenehmsten Seite: Beinahe überall, wo Pegida und seine lokalen Ableger auf die Straße gehen wollen, ist eine Überzahl von Gegendemonstranten schon zur Stelle.
Der Satz "Der Islam gehört zu Deutschland" war nie wahrer als heute. Die Leute wollen ganz offensichtlich nicht, dass ihre muslimischen Mitbürger unter Generalverdacht gestellt werden. Und sie wollen das Copyright am Slogan "Wir sind das Volk" auch nicht an rechtsdrehende, fahnenschwenkende Dumpfbacken abgeben. In Leipzig konnte man gerade wieder sehen, was man sich unter der Verteidigung des Abendlandes vorzustellen hat: Journalisten wurden bespuckt und verprügelt.
Wolfgang Thierse sagte im Dezember, es seien "Entheimatungsängste", die die Rechtsdemonstranten auf die Straße trieben. Vielleicht. Aber Ängste muss man bekämpfen - man darf sie nicht pflegen. Sonst werden sie immer schlimmer. Die große Mehrheit der Deutschen zeigt sich in diesen Tagen angstresistent. Umso besser. Den Leuten ist bewusst: Es gibt keinen Anspruch auf das Verharren im Vergangenen. Zeit kennt kein Bleiberecht. Im Gegenteil: Wir alle unterliegen einem Zukunftszwang.
