Coronapandemie Kretschmer will alle Menschen in Sachsens Grenzregionen schnell impfen lassen

Tschechien hat gegenwärtig die höchsten Inzidenzwerte der EU. Nun will Sachsens Ministerpräsident Kretschmer die Impfreihenfolge für die Grenzregionen des Freistaats aufheben – als »Brandmauer« gegen Ansteckungen.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU)

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU)

Foto: Robert Michael / dpa

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat eine »Brandmauer« gegen die hohen Infektionszahlen aus Tschechien gefordert – und möchte dafür die Impfpriorisierungen in Sachsen aufheben. Es müsste schnellstmöglich die gesamte Bevölkerung an der Grenze zu Tschechien geimpft werden, sagte Kretschmer am Donnerstag im ZDF-»Morgenmagazin«. Andernfalls könne sich das erhöhte Infektionsgeschehen in den Grenzregionen auf ganz Deutschland auswirken. »Wir werden dort nicht erfolgreich sein mit den bisherigen Regeln«, sagte Kretschmer.

In Tschechien grassieren die neuen Coronamutanten, der Inzidenzwert liegt derzeit bei etwa 800 je 100.000 Einwohner – es ist der höchste Wert in der Europäischen Union. In angrenzenden Regionen in Bayern, Sachsen und Thüringen liegen die Inzidenzen ebenfalls weit über dem Bundesschnitt. Die Ministerpräsidenten der Länder hatten bereits vor knapp zwei Wochen eine Impfallianz gebildet und eine Impfung ab 18 Jahren sowie Priorisierung von Pendlerinnen und Pendlern vorgeschlagen.

Kretschmer fordert nun weitere Schritte. Ihm mache mittlerweile nicht nur das Infektionsgeschehen in sächsischen Regionen wie dem Vogtland, sondern auch das in Thüringen »große Sorge«, sagte Kretschmer. Es sei »keine Option«, dass Schulen und Geschäfte in den betroffenen Landkreisen geschlossen blieben. Für die Impfungen in den Grenzregionen will das Bundesgesundheitsministerium mit einer Änderung der Impfverordnung den Weg ebnen.

Streit über Impfstart bei Ärztinnen und Ärzten

Für die Coronaimpfungen seien die Impfzentren vorerst noch »der erste Weg«, sagte der sächsische Regierungschef. Sobald genügend Impfstoff vorhanden sei, müssten aber auch »die Arztpraxen dazukommen«. Zwar wollte Kretschmer den Menschen in dieser Hinsicht »nicht falsche Hoffnungen machen« und mahnte zur Geduld. Immerhin aber steige das Impftempo: »Im Mai, im Juni wird sich die Situation grundlegend verändert haben«, sagte Kretschmer.

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten am Vortag beschlossen, dass die Corona-Impfungen in den Hausarztpraxen routinemäßig Mitte April starten können. Die bestehenden Impfzentren sollten weiterhin parallel mindestens 2,25 Millionen Impfungen pro Woche verabreichen, hieß es. Der darüber hinaus vorhandene Impfstoff solle dann den Arztpraxen zur Verfügung gestellt werden.

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, glaubt allerdings nicht an den geplanten April-Start. Auf die Impfressourcen könne »wohl erst im Mai in Arztpraxen zurückgegriffen werden«, sagte Gassen im »Morgenmagazin«. Es fehle an Impfstoff. Außerdem habe die Regierung entschieden, vorerst die Menschen weiter prioritär in Impfzentren zu immunisieren.

mrc/dpa
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