Konzert gegen rechts in Chemnitz Sachsens Verfassungsschutz wegen Jahresbericht in der Kritik

Protestkonzert "#wirsindmehr"
Foto: Sebastian Willnow/ dpaDer sächsische Verfassungsschutz steht wegen der Erwähnung eines bundesweit beachteten Konzerts gegen rechts in seinem Jahresbericht 2018 in der Kritik. Darin wird das Konzert, bei dem unter anderem die Punkband Feine Sahne Fischfilet auftrat, als Beleg dafür genannt, wie "öffentliche nichtextremistische Veranstaltungen" von "linksextremistischen Musikgruppen" genutzt würden, um ihre Ideologie zu verbreiten.
Das Konzert fand am 3. September 2018 in Chemnitz statt, wenige Tage nachdem es in der Stadt zu rechtsextremen Krawallen gekommen war. Um ein Zeichen gegen Rassismus organisierte die Band Kraftclub die Veranstaltung unter dem Titel #wirsindmehr. Vor mehr als 60.000 Zuschauern traten neben Feine Sahne Fischfilet unter anderem auch die Toten Hosen, Marteria und K.I.Z. auf.
Die sächsischen Linken kritisierten, dass Antifaschismus diffamiert werde. Auch in den sozialen Medien gab es Kritik. Die Vorsitzende der Linkspartei Katja Kipping schrieb bei Twitter: "Sachsens Verfassungsschutz ist nicht zu retten. 'Wir sind mehr' in Chemnitz kritisiert er als extremistisch, Pegida kommt nicht mal vor."
#Sachsens #Verfassungsschutz ist nicht zu retten. #WirSindMehr in #Chemnitz denunziert er als extremistisch, #Pegida kommt nicht mal vor. Wenn Band, auf Konzert kein "Mackergeprolle" wünscht, sei das "typisch extremistische Intoleranz." #Analysekompetenz https://t.co/lvKJvgvvkJ
— Katja Kipping (@katjakipping) May 15, 2019
Cem Özdemir, Bundestagsabgeordneter der Grünen, twitterte: "Wer bei 'Nazis raus' und 'wir sind mehr' aus Extremismus verweist, hat seine Aufgabe nicht verstanden. Unser Grundgesetz ist nazifrei. Garantiert."
Das Landesamt wehrt sich gegen die Kritik
Der sächsische Verfassungsschutz weist die Kritik zurück. Die Behauptung, man habe das Konzert als linksextremistisch erwähnt sei "in dieser Pauschalität unzutreffend. Vielmehr stelle der Geheimdienst in seinem Jahresbericht fest, dass an der Großveranstaltung "ganz überwiegend nichtextremistische Zuschauer" teilgenommen haben.
In dem Kapitel unter dem Titel "Linksextremistische Musikszene" heißt es wörtlich: "Häufig finden Musikveranstaltungen mit aktiver Beteiligung von Linksextremisten - ob als auftretende Künstler oder als Veranstalter - in öffentlichen Einrichtungen statt oder werden als große Musikfestivals unter freiem Himmel durchgeführt."