Schwule gegen Meisner "Hetzer auf dem Bischofsstuhl"

Kardinal Joachim Meisner hat für große Empörung bei Schwulen gesorgt. In einem Vortrag geißelte der Kölner Erzbischof nicht nur Drogensüchtige und Terroristen als Gefahr für die europäische Werteordnung, sondern auch Homosexuelle.

Köln - Die europäische Werteordnung ist nach Meinung Meisners gefährdet. Gift für die europäische Gesellschaft seien Drogensüchtige, Terroristen und Wissenschaftsgläubige. Auch Homosexualität verurteilte Meisner bei einem Vortrag in Budapest indirekt, denn sie widerspreche der Schöpfungsordnung. Die Frage laute: "Kann der europäische Mensch aus eigener Kraft all diese Gifte ausschwitzen oder überwinden?" Einen Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" über die heftigen Äußerungen des Kardinals bestätigte das Erzbistum. Der Mensch solle nicht "aus Zweckmäßigkeitsberechnungen Moral erfinden", sagte Meisner.

Der Kölner Lesben- und Schwulentag (KLuST) nannte Meisner unterdessen einen "Hetzer auf dem Bischofsstuhl", den das liberale Köln nicht gebrauchen könne. Der Kardinal habe nun eine Grenze überschritten, deren Respektierung Konsens der Gesellschaft sei. "Der Kardinal sollte bedenken, dass er mit seinem unqualifizierten Urteil Mitglieder seiner Kirche trifft, als vergiftet bezeichnet und sie damit verstößt", hieß es in der KLuST-Mitteilung.

In seinem Referat hatte Meisner weiter gesagt, wenn humanistische Werte allein auf sich, ohne einen Bezug zu Gott gestellt seien, "dann ist das nicht nur bedauerlich, sondern gefährlich". "Unsere europäische Gegenwart trägt darum auf vielfältige Weise solche Todeskeime in sich, die den gesunden Organismus vergiften, ja zum Kollabieren kommen lassen" Die Entkoppelung der Werte von Gott sei nicht eine neutrale Erscheinung, sondern eine Bedrohung. "Sie scheiden dann nämlich gleichsam auf natürliche Weise giftige Stoffe aus, die langsam das lebendige Gewebe unseres christlichen Abendlandes verseuchen und vergiften und schließlich zerstören."

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