Tote "Gorch Fock"-Kadettin Zeugin erhebt schwere Vorwürfe gegen Schiffsarzt

Warum starb Jenny Böken? Unter bis heute ungeklärten Umständen ging die 18-jährige Kadettin vom Segelschulschiff "Gorch Fock" über Bord. Jetzt hat sich nach SPIEGEL-Informationen eine neue Zeugin gemeldet.
"Gorch Fock": Vor sechs Jahren starb eine Kadettin auf dem Segelschulschiff

"Gorch Fock": Vor sechs Jahren starb eine Kadettin auf dem Segelschulschiff

Foto: Carsten Rehder/ dpa

Hamburg - In der Nacht vom 3. auf den 4. September 2008 ging die junge Kadettin Jenny Böken über Bord des Segelschulschiffs "Gorch Fock" - unter bis heute ungeklärten Umständen. Zwölf Tage später wurde die Leiche der 18-Jährigen aus der Nordsee geborgen. Die Ermittlungen wurden rasch zu den Akten gelegt, es handle sich um ein tragisches Unglück, sagte die Staatsanwaltschaft Kiel.

Doch nun hat sich nach rund sechs Jahren ein ehemaliges Besatzungsmitglied gemeldet und erhebt schwere Vorwürfe gegen den damaligen Schiffsarzt. Entgegen seiner Aussage habe dieser sehr wohl von Bökens Schlafproblemen gewusst, sagt die Zeugin.

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Böken war immer wieder im Dienst eingeschlafen, zahlreiche Aussagen und eine Beurteilung der Marineschule Mürwik belegen das. Dennoch war die Sanitätsoffizieranwärterin an jenem Abend für den Posten "Ausguck" eingeteilt, dort, wo es am heftigsten schaukelt, ohne jegliche Sicherung.

"Diese Zeugin ist unglaublich wertvoll für uns. Endlich hat jemand sein Schweigen gebrochen", sagt Rainer Dietz, der Anwalt der Familie. An diesem Mittwoch verhandelt erstmals ein Gericht den Fall, das Verwaltungsgericht in Aachen. Hierzu gab es Anfang August einen Ortstermin auf dem Schiff in Rostock.

Bökens Eltern haben die Bundesrepublik Deutschland auf Entschädigung in Höhe von 40.000 Euro verklagt, weil sie hoffen, auf diesem Weg Klarheit über die Todesumstände ihrer Tochter zu bekommen. Seit Jahren führen sie zahlreiche juristische Verfahren. Ihrer Einschätzung nach könne ihre Tochter nicht ertrunken sein, denn laut Obduktionsergebnis hatte sie kein Wasser in der Lunge. Zudem gebe es keine Erklärung dafür, dass sie keine Stiefel anhatte, als sie gefunden wurde.

Vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe wollen Jennys Eltern zudem erreichen, dass gegen den Schiffsarzt sowie den ehemaligen Kommandanten doch noch wegen fahrlässiger Tötung ermittelt wird.

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