Sekt-Attacke
Bremer Wirtschaftssenator Gloystein tritt zurück
Nach nur acht Monaten im Amt hat Bremens Wirtschaftssenator Peter Gloystein heute Abend seinen Rücktritt erklärt. Damit zog er die Konsequenzen aus der so genannten Sekt-Attacke. Er bezeichnete sich selbst als "Belastung für den Senat und die Hansestadt".
Bremen - In seinem am Donnerstagabend veröffentlichten
Rücktrittsschreiben an Bürgermeister Henning Scherf (SPD) bedauert Gloystein den Zwischenfall "aufrichtig". Er habe im Affekt "in einer besonderen Situation" gehandelt, die er falsch interpretiert habe. Es sei keineswegs seine Absicht gewesen, den Mann persönlich oder
Obdachlose im Allgemeinen zu beleidigen oder zu diskriminieren. Es stelle jedoch "eine Belastung für den Senat, die Große Koalition und die Freie
Hansestadt Bremen" dar. Mit seiner Demission wolle er eine weitere Belastung für Land und Regierung vermeiden.
Der 59-jährige CDU-Politiker hatte am Mittwoch bei der Eröffnung eines Weinfestes auf dem Bremer Marktplatz einem 42-jährigen Obdachlosen von der Bühne herab unvermittelt Sekt aus einer Flasche über den Kopf gegossen.
Die "Bild"-Zeitung und die "Syker Kreiszeitung" hatten Fotos des Vorfalls und anschließender Szenen veröffentlicht. Gloysteins Sprecher erklärte daraufhin, der Senator habe dem Mann nur etwas zu
trinken geben wollen. Weil dieser den Kopf weggezogen habe, sei er mit Sekt überschüttet worden. Eine Augenzeugin berichtete, ein Mann habe provokant nach der Flasche gegriffen. Dem "Weser-Kurier" zufolge sagte der
Wirtschaftssenator: "Hier hast du auch etwas zu trinken." Dann habe er den Sekt über den Kopf des Mannes gegossen.
Einem Polizeisprecher zufolge erstattete der Betroffene
Strafanzeige wegen Körperverletzung und Beleidigung. Nach Medienberichten sagte der 44-Jährige: "Ich lass' mich von
Ihnen nicht besudeln. Sie haben mich erniedrigt hier." Dann sei der Mann in Tränen ausgebrochen. Gloystein habe
darufhin ein langes Gespräch mit dem Mann geführt und ihm einen teuren Kugelschreiber schenken wollen, doch habe der Mann mit den Worten abgelehnt: "Bestechen lasse ich mich nicht. Hier geht es um meine Ehre."
Der ehemalige Bankmanager Gloystein war Anfang September vergangenen Jahres zum Senator gewählt worden. Er trat
die Nachfolge von Hartmut Perschau (CDU) an, der Mitte Juli 2004 aus gesundheitlichen Gründen von seinen Ämtern zurückgetreten war.
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