Nato-Abschreckung Sicherheitsexperte Ischinger warnt vor Abzug der US-Atombomben aus Deutschland

In den Koalitionsverhandlungen geht es auch um die Frage, ob die USA ihre Atomwaffen aus der Bundesrepublik abziehen sollen. Wolfgang Ischinger hält davon nichts – besonders mit Blick auf Polen.
Kampfjet der Bundeswehr in Büchel (Rheinland-Pfalz), wo US-Atomwaffen stationiert sind

Kampfjet der Bundeswehr in Büchel (Rheinland-Pfalz), wo US-Atomwaffen stationiert sind

Foto: Harald Tittel/ dpa

Auf dem Luftwaffenstützpunkt Büchel in Rheinland-Pfalz sind Schätzungen zufolge noch 20 US-Atombomben stationiert, die im Ernstfall von Bundeswehr-Kampfjets abgeworfen werden sollen.

Sowohl die Partei- und Fraktionsführung der SPD als auch die Grünen haben sich in der Vergangenheit für einen Abzug dieser Nuklearwaffen starkgemacht. Damit würde sich Deutschland aus der nuklearen Abschreckung der Nato zurückziehen. Das Thema wird in den Koalitionsverhandlungen eine Rolle spielen.

Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz

Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz

Foto: Kay Nietfeld / dpa

Der Sicherheitsexperte Wolfgang Ischinger warnt jedoch davor, die deutsche Beteiligung an der atomaren Abschreckung der Nato infrage zu stellen. Mit Blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und FDP sagte der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz der Nachrichtenagentur dpa, ein Abzug der US-Atombomben aus Deutschland würde schwerwiegende Folgen für die Sicherheit in Europa haben.

»Den Polen ziehen wir sicherheitspolitisch den Teppich unter den Füßen weg, wenn Deutschland aus der nuklearen Abschreckung aussteigt«, so Ischinger.

Thema sorgt in scheidender Regierung für Ärger

Polen könnte dann auf einer Stationierung von Atombomben auf seinem Territorium bestehen, warnte er weiter. »Eine aktive polnische Rolle bei der nuklearen Abschreckung der Nato hätte dann wiederum Folgen in Moskau, über die ich gar nicht nachdenken möchte«, so Ischinger. »Meine Vermutung ist, die Folgen wären katastrophal. Die Nato würde nuklear noch näher an Russland heranrücken.« In der deutschen Diskussion werde viel zu wenig darüber nachgedacht.

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich hatte erst vergangenes Wochenende Äußerungen der scheidenden Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) kritisiert, die sich zur deutschen Beteiligung an der atomaren Abschreckung der Nato bekannt hatte. Er warf ihr vor, an der »Eskalationsschraube« mit Russland zu drehen.

jok/dpa
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