Rastloser Politiker Ex-Minister Gabriel hat neuen Nebenjob

Als einfacher Abgeordneter ist Sigmar Gabriel offenbar nicht ausgelastet. Nach SPIEGEL-Informationen will der Ex-SPD-Chef neben seinem Autorenjob künftig einen der wichtigsten Wirtschaftsprüfer weltweit beraten.
Sigmar Gabriel

Sigmar Gabriel

Foto: Jens Büttner/ DPA

Der frühere Bundesaußen- und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel will künftig das weltweit agierende Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte beraten. Nach SPIEGEL-Informationen soll der frühere SPD-Chef in den Beirat des Großunternehmens berufen werden. Am Mittwoch segnete das Bundeskabinett eine Vorlage der Ethikkommission ab, die mögliche Interessenkonflikte bei neuen Tätigkeiten früherer Minister prüft. Darin wurden gegen den neuen Nebenjob Gabriels keinerlei Bedenken geäußert.

Im Beirat von Deloitte sitzen diverse ehemalige Spitzenpolitiker wie der frühere Innenminister Otto Schily (SPD), Grünenpolitiker Rezzo Schlauch, die Medienunternehmerin Liz Mohn oder der Aufsichtsratsvorsitzende der Otto-Group, Michael Otto.

Das Gremium wird vom früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber geleitet und trifft sich nach Angaben des Unternehmens dreimal im Jahr. Die Persönlichkeiten beraten den Riesenkonzern "durch innovative Denkansätze bei der Weiterentwicklung des Geschäftsmodells und der Optimierung des Marktauftritts", wie es auf der Website des Konzerns heißt.

Autor, Redner, Berater

Für Gabriel, der nach der letzten Bundestagswahl aus der ersten Reihe der Politik weichen musste, ist es nicht der erste Job neben dem Bundestagsmandat. So ist der talentierte Schreiber seit Sommer 2018 beim Holtzbrinck-Verlag unter Vertrag. Für Gastbeiträge im "Handelsblatt", im "Tagesspiegel" oder in "Der Zeit" bekommt er laut eigenen Angaben zwischen 15.000 und 30.000 Euro im Monat.

Zudem wird Gabriel vermutlich demnächst Vorsitzender der einflussreichen Atlantikbrücke, die sich um die transatlantischen Beziehungen bemüht und als einflussreicher Thinktank und Treffpunkt für wichtige Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gilt.

Deloitte auch in Ministerien tätig

Eine Anfrage bei Deloitte nach der Honorierung der Beiräte blieb am Mittwochmorgen zunächst unbeantwortet. Normalerweise erstatten große Konzerne ihren Beiräten nur eine Aufwandsentschädigung und die Reisekosten.

Für Deloitte ist der Beirat eine Art Aushängeschild. Der ursprünglich in Großbritannien gegründete Konzern ist einer der größten Wirtschaftsprüfer weltweit. Allein in Deutschland, einem der 150 Standorte von Deloitte, erwirtschaftete das Unternehmen mit rund 8000 Mitarbeitern im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro.

Zu den vielen Kunden von Deloitte zählen nicht nur große Konzerne, auch die Bundesministerien werden immer wieder von Deloitte geprüft.

Unterwegs in Nordkorea

Gabriel selbst war für eine Stellungnahme zu seinem neuen Job nicht erreichbar. Derzeit bereist der frühere Chefdiplomat das noch immer weitgehend abgeschottete Nordkorea, sein Mobiltelefon funktioniert dort nicht. Mit der Reise, die laut Gabriel rein privat ist, erfüllt sich der SPD-Politiker einen lang gehegten Wunsch. Schon als Außenminister wollte er unbedingt zumindest die Grenzregion zu Nordkorea besuchen.

Vom Regime in Nordkorea wird Gabriel keineswegs wie ein Tourist wahrgenommen. Schon kurz nach seiner Ankunft in der Hauptstadt Pjöngjang empfing einer der wichtigsten Außenpolitiker den deutschen Ex-Minister. Dem Vorsitzenden des außenpolitischen Ausschusses der Obersten Volksversammlung übergab Gabriel auch ein Geschenk für den Staatschef.

Kurze Zeit später meldete die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA, der "oberste Führer Kim Jong Un" habe das Präsent erhalten. Worum es sich handelt, verriet die Staatsagentur nicht.

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