SPD-Stratege Machnig Gabriel-Vertrauter soll Juso-Chefin als "dumme Pute" beschimpft haben

Der SPD-Politiker Machnig soll am Rande des Parteitags die Jusos heftig beschimpft haben - ihre Vorsitzende Johanna Uekermann nannte er angeblich eine "dumme Pute". Der enge Vertraute von Parteichef Gabriel weist die Vorwürfe nur in Teilen zurück.
SPD-Politiker Machnig: Ließ er sich zu Ausfällen gegen die Juso-Chefin hinreißen?

SPD-Politiker Machnig: Ließ er sich zu Ausfällen gegen die Juso-Chefin hinreißen?

Foto: Olivier Hoslet/ picture alliance / dpa

Es war schon nach Mitternacht am SPD-Parteiabend, als Matthias Machnig im Raucherzelt hinter der Tanzfläche auftauchte. Die Wahlschlappe von SPD-Chef Sigmar Gabriel am Freitagnachmittag lag erst wenige Stunden zurück, die Gemüter waren immer noch in Aufruhr.

Ganz besonders offenbar bei Machnig, Gabriels Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und enger Vertrauter des Vorsitzenden: Im Verlauf der nächsten guten halben Stunde soll der Spitzengenosse die SPD-Nachwuchsorganisation Jusos wüst beschimpft und deren Vorsitzende Johanna Uekermann mehrfach als "dumme Pute" bezeichnet haben.

Machnig soll demnach zunächst das Gespräch mit Jusos aus Thüringen gesucht haben, die er aus seiner Zeit als Wirtschaftsminister in Erfurt identifizieren konnte. Anschließend habe sich der SPD-Politiker, so berichtet ein Augenzeuge, "in einen Rausch geredet". Machnig habe die Jusos immer wieder attackiert. Dabei sei unter anderem der Satz gefallen: "Die Jusos sind eine Sekte und irre." Zentrale Aussage des Gabriel-Vertrauten: Die Jusos trügen maßgeblich Schuld an der Wahlpleite des Vorsitzenden.

Juso-Chefin Uekermann: Schwere Vorwürfe gegen SPD-Chef Gabriel

Juso-Chefin Uekermann: Schwere Vorwürfe gegen SPD-Chef Gabriel

Foto: Ingo Wagner/ dpa

Machnig sei dabei sichtbar empört gewesen, berichten Augen- und Ohrenzeugen übereinstimmend, einer erinnert sich an "Hasstiraden gegen die Jusos". Ein anderer sagt, der SPD-Politiker habe bei seinem Auftritt "überhaupt keine Manieren" gezeigt. Mehrfach habe Machnig in seinen Ausführungen auch auf seine eigenen Fähigkeiten hingewiesen. Dabei sei auch der Satz gefallen: "Ich hab mehr strategische Ahnung als alle hier im Zelt." Machnig war 1998 und 2002 Wahlkampfchef der SPD und von 1999 bis 2002 Bundesgeschäftsführer der Partei.

Hintergrund der Auseinandersetzung ist die Rolle der Jusos und insbesondere deren Chefin Uekermann gegenüber Parteichef Gabriel: Uekermann ist unzufrieden mit der Politik des Vorsitzenden. In einem Interview hatte sie Gabriel kürzlich eine "4-" als Schulnote verpasst. Auf dem Parteitag meldete sich die Juso-Chefin am Freitagnachmittag nach Gabriels Rede zu Wort und warf ihm mangelnde Glaubwürdigkeit vor. Darauf reagierte der Parteichef mit einem emotionalen Auftritt, in dem er sich diese Anschuldigung verbat und Uekermann wiederum scharf kritisierte.

Gabriels Intervention wurde auch von führenden SPD-Politikern als ungeschickt und deplatziert empfunden und dürfte einen Teil der Nein-Stimmen bei der anschließenden Wahl erklären. Dass die Jusos allerdings deshalb geschlossen gegen Gabriel gestimmt hätten, wie nun teilweise behauptet wird, ist unklar. Die Juso-Führung bestreitet dies.

Machnig äußerte sich zu den Vorwürfen folgendermaßen: "Ich war selber Juso, aber manches von dem, was einige Jusos heute machen, ist mir fremd: Schulnoten zu vergeben, Spitzenpolitikern der SPD öffentlich die Glaubwürdigkeit abzusprechen und SPIEGEL ONLINE kritische Worte zu hintertragen, deren Wortlaut fragwürdig ist, wäre mir und vielen meiner Generation nicht eingefallen."

Er sagte weiter: "Diejenigen, die sich nun beklagen, haben das Gespräch mit mir gesucht, nicht umgekehrt." Und: "Klare Worte untereinander sind allemal besser als die Kommunikation - oder was man dafür hält - über die Presse."

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