Vizekanzler in Teilzeit Gabriel will Nachmittage mit Tochter verbringen

Gabriel in Berlin: Die Mittwochnachmittage müssen frei bleiben
Foto: Kay Nietfeld/ dpaBerlin - Sigmar Gabriel will Familie und Karriere unter einen Hut bringen - und sich wenigstens einen Nachmittag in der Woche um seine zweijährige Tochter kümmern. "Meine Frau ist berufstätig, und mittwochs bin ich mit dem Abholen aus der Kita dran", sagte der SPD-Chef der "Bild"-Zeitung. "Darauf freue ich mich auch."
Es dürfte für Gabriel nicht leicht werden, seinen Plan durchzuhalten. In der neuen schwarz-roten Regierung ist er nicht nur Wirtschaftsminister, sondern auch Vizekanzler. Mit der Energiewende fällt eines der wichtigsten Reformprojekte der Regierung in seinen Verantwortungsbereich. Dennoch will Gabriel Rücksicht auf die Familie nehmen.
Zuletzt hatte auch die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) angekündigt, sich trotz ihres schwierigen Amtes Zeit für die Familie zu nehmen. "Ich hoffe, dass ich weiter viel von zu Hause aus steuern kann", sagte sie der Zeitschrift "Bunte".
"Sonst kennen wir das normale Leben nicht mehr"
Gabriel begrüßt solche Ankündigungen: "Vieles ist gar nicht zu schaffen, wenn wir nicht auch im Auto, in der Bahn oder zu Hause Akten bearbeiten, mit Experten sprechen oder schlicht und ergreifend mal nach- und vordenken", sagte er. Es müsse aber auch Phasen geben, in denen es Zeit für die Kinder, die Partner oder für ganz normale Dinge wie zum Beispiel das Einkaufen gebe, führte Gabriel weiter aus. "Sonst kennen wir das normale Leben nicht mehr."
Gabriel hatte bereits im Jahr 2012 ein Zeichen gesetzt und drei Monate Elternzeit genommen - für männliche Berufspolitiker eher ungewöhnlich. Ganz aus der Politik zurückhalten konnte er sich damals allerdings nicht. Gerne meldete er sich per Twitter zu Wort oder ersann im Alleingang politische Initiativen, die bei vielen Genossen in der Parteizentrale gefürchtet waren.
Als Wirtschaftsminister muss sich Gabriel nun vor allem um die Energiewende kümmern. Bis zum Frühjahr wolle er ein Konzept vorlegen, sagte er der "Bild"-Zeitung. "Wir werden jetzt sehr zügig die Gespräche mit der Europäischen Kommission und danach auch mit den Ländern aufnehmen." Er gehe davon aus, dass plangemäß "bis spätestens Ostern entsprechende Eckpunkte" vorlägen.
In der Debatte um Armutszuwanderung aus Rumänien und Bulgarien fordert Gabriel mehr Sachlichkeit. "Ich halte nichts davon, dieses Problem künstlich großzureden", sagte er der Zeitung. "Aber wir dürfen es auch nicht verniedlichen." In einigen Großstädten gäbe es Probleme mit der Ballung von Zuwanderern, die keine Arbeit finden, scheinselbständig sind und die oft in menschenunwürdigen Verhältnissen leben. Die Städte seien damit weitgehend allein gelassen - "ihnen und vor allem den Menschen müssen wir helfen", sagte der SPD-Chef.