Politiker lesen fiese Tweets vor "Schon die Fresse poliert bekommen?"

CDU-Mann Spahn: Fies angetwittert, locker reagiert
Foto: SPIEGEL ONLINEBerlin - Das Twitter-Symbol kommt so friedlich daher. Ein blaues Vögelchen flattert über den Monitor, sobald man sich bei dem Internet-Kurznachrichtendienst einloggt. Aber die Zwitscherei auf 140 Zeichen kann auch ganz schön böse werden - vor allem, wenn Volksvertreter twittern: Es braucht nur einen Klick, um auf einen Tweet zu antworten, der Pöbelei gegen Politiker sind da mitunter keine Grenzen gesetzt.
Ist ja auch viel leichter, als einem Abgeordneten oder Minister eine E-Mail zu schreiben oder sogar einen richtigen Brief. Und es wird immer interessanter, weil die Zahl der twitternden Politiker wächst: Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel ist genauso dabei wie Kanzleramtschef Peter Altmaier, dazu kommen weitere Minister und viele Bundestagsabgeordnete aus allen Fraktionen. Selbst ein eher altmodischer Politiker wie Peer Steinbrück stieg als SPD-Kanzlerkandidat bei Twitter ein.
Etwa 3,7 Millionen Nutzer hat Twitter im deutschsprachigen Raum - aber nur wenige dürften öffentlich so hart angegangen werden wie Politiker. Manche von ihnen nehmen es mit Humor. So wie der CDU-Abgeordnete Jens Spahn . Er gibt bei SPIEGEL ONLINE gemeinsam mit drei Kollegen aus dem Bundestag Einblicke in die Attacken via Twitter. "Schon von den Parteifreunden die Fresse poliert bekommen?", wird Spahn beispielsweise gefragt.
Auch der Grünen-Parlamentarier Omid Nouripour muss bei Twitter einiges einstecken. Aber der gebürtige Iraner ist einer, der selbst gerne austeilt - er amüsiert sich deshalb prächtig über die hässlichen Tweets seiner Zwitscher-Feinde.
Die CSU-Abgeordnete Katrin Albsteiger ist nicht einmal ein halbes Jahr im Bundestag - aber auf Twitter bereits im Fadenkreuz. "Habe gerade gelesen, dass Katrin Albsteiger die neue Paris Hilton der CSU ist", schrieb kürzlich einer an sie.
SPD-Mann Lars Klingbeil muss sich bei Twitter anhören, dass er keine Ahnung hat - und ein Twitterer rät ihm schlicht: "Heul doch."