SPD-Chef auf Kanzlerkurs Gabriel entreißt Nahles Managerposten

Wenig Harmonie: SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles und Parteichef Sigmar Gabriel
Foto: Maurizio Gambarini/ dpaBerlin - Ist das der Startschuss für die eigene Kanzlerbewerbung? Nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" hat SPD-Parteichef Sigmar Gabriel die Leitung des Bundestagswahlkampfs 2013 übernommen. Die Aufgabe gehört eigentlich zu den Kompetenzen der Generalsekretärin Andrea Nahles.
Gabriel habe seinen Anspruch auf den Posten bei einer vertraulichen Strategiesitzung Anfang Dezember "ohne vorherige Rücksprache mit Nahles" erklärt. Teilnehmer seien damals im Willy-Brandt-Haus Vertreter eines großen Meinungsforschungsinstituts und der SPD-Wahlkampfagentur gewesen, berichtet die Zeitung. Vertraute Gabriels nannten als Grund für Nahles' Teilentmachtung dem Bericht zufolge, der SPD-Chef traue ihr den Bundestagswahlkampf "schlicht nicht zu".
Gabriels parteiinterner Machtanspruch könnte als deutliches Signal gelten, sich selbst bald offiziell als Kanzlerkandidat auszurufen. "Wer sich den Job des Kanzlerkandidaten und Kanzlers nicht zutraut, braucht nicht an die Spitze einer großen Partei zu gehen", hatte Gabriel bereits im Herbst im Interview mit SPIEGEL ONLINE gesagt. "Ob man es aber am Ende macht, oder ob man zu dem Schluss kommt, dass jemand anders besser geeignet ist - das muss man souverän entscheiden. Wer diese Souveränität nicht hat, sollte die Finger vom Parteivorsitz lassen."
Offiziell wollen die Sozialdemokraten Ende 2012, Anfang 2013 ihren Kanzlerkandidaten bestimmen. Derzeit werden vor allem dem ehemaligen Finanzminister Peer Steinbrück gute Chancen eingeräumt.
Im SPIEGEL-ONLINE-Interview hatte Nahles indirekte Kritik an dem seit Monaten andauernden Schaulaufen der drei möglichen Kanzlerkandidaten geübt. "Wir sind nicht die USA. Wir haben auch kein Präsidialsystem", sagte sie. "Vor einer allzu großen Fixierung auf die Kandidatenfrage kann ich nur warnen. Gegen Wettbewerb in meiner Partei ist nichts einzuwenden, aber die eigentliche Herausforderung darf nicht zu kurz kommen: die SPD zur stärksten Partei zu machen."