SPD-Fraktion Schulz fährt aus der Haut

Martin Schulz (Archivbild)
Foto: HAYOUNG JEON/EPA-EFE/REX/ShutterstockEin heftiger verbaler Schlagabtausch hat in dieser Woche Spannungen in der SPD-Bundestagsfraktion offengelegt. Ausgangspunkt war ein emotionsgeladener Auftritt von Ex-Parteichef Martin Schulz. Er hatte sich in der Fraktionssitzung am Dienstag erkundigt, warum eine von ihm eingereichte Frage für die Parlamentsbefragung der Bundeskanzlerin nicht berücksichtigt worden sei.
Daraufhin hatte ihm der Parlamentarische Geschäftsführer Carsten Schneider unter anderem beschieden, man könne nicht alle Eitelkeiten berücksichtigen. Schulz fuhr nach übereinstimmender Darstellung von Teilnehmern aus der Haut. Seit einem Jahr ordne er sich ein, so Schulz sinngemäß - und dann müsse er sich so etwas anhören.
Einige Abgeordnete sprangen Schulz zur Seite, etwa der Chef der niedersächsischen Landesgruppe, Johann Saathoff. Dieser bot Schulz an, zu seinen Gunsten auf eine Frage zu verzichten.
Eine andere Abgeordnete berichtete der Runde, in ihrem Wahlkreis werde sie häufig gefragt, warum man Schulz in Berlin zunehmend ausboote. Es gab aber auch Genossen, die die Entscheidung der Fraktionsspitze verteidigten; manche waren gar von Schulz' Gefühlsausbruch befremdet. Nach der Sitzung sprachen sich Schulz und Schneider aus.
In der Bewertung des Vorfalls ist die Fraktion gespalten: Die einen sehen ihn als Indiz dafür, dass der ehemalige Kanzlerkandidat seiner Rolle als einfacher Abgeordneter überdrüssig sei. Andere halten den Eklat für ein Indiz für die Nervosität der Fraktionsspitze vor der anstehenden Europawahl.