
SPD-Personal: Wer als Minister gehandelt wird
SPD-Ministerpuzzle Gesucht: jung, weiblich, gerne ostdeutsch
Ein paar Tage noch, dann will die neue GroKo endlich loslegen. Am 14. März, so der Plan, werden Union und SPD Angela Merkel im Bundestag zur Kanzlerin wählen. Und am selben Tag soll ihr neues Kabinett vereidigt werden. CDU und CSU haben ihre Ministerkandidaten bereits verkündet, die SPD aber lässt noch auf sich warten.
Erst seit Sonntag steht überhaupt fest, dass die Genossen erneut in die Große Koalition gehen. Sechs Ministerposten kann die SPD-Spitze nun verteilen: Neben dem Außen- und dem Arbeitsministerium werden die Sozialdemokraten auch das Finanzministerium besetzen. Dazu kommen das Justiz-, das Umwelt- und das Familienressort.
Klar ist bislang nur: Die Parteispitze will die Posten mit drei Männern und drei Frauen besetzen. Aber mit wem? Diese Frage ist auch nach dem Mitgliedervotum immer noch offen - bis zum Ende der Woche soll sie beantwortet werden.
Als gesetzt gilt der kommissarische SPD-Chef Olaf Scholz, der Finanzminister und Vizekanzler werden soll. Auch die bisherigen Minister Katarina Barley und Heiko Maas dürften dem Kabinett erneut angehören.
Damit sind noch drei Posten offen - für einen Mann und zwei Frauen. Und hier wird es knifflig für Scholz und Fraktionschefin Andrea Nahles. Die beiden, die seit dem Abgang von Martin Schulz das Machtzentrum der SPD bilden, müssen gleich mehrere Faktoren bei ihrer Personalauswahl berücksichtigen.
Minister(in) aus Ostdeutschland?
Denn weil die Union niemanden aus dem Osten nominiert hat, steht die SPD unter Druck, einen Minister aus den neuen Ländern zu finden. Außerdem wollen die beiden mächtigsten Landesverbände Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen berücksichtigt werden. Und schließlich sollen die neuen Ressortchefs auch noch für ein anderes, eigenständiges Auftreten der SPD in der GroKo stehen, also am besten "Ellbogen und Mittelstürmerqualitäten mitbringen", wie es ein führender Genosse ausdrückt.
Was er meint: Die SPD will sich nach der Erfahrung der vergangenen Bündnisse mit Merkel, aus denen sie beide Male geschwächt hervorging, diesmal stärker profilieren. Die Minister sollen nicht mehr nur den Koalitionsvertrag eins zu eins umsetzen, sondern deutlicher herausstellen, was mit der SPD nicht zu machen ist.

SPD-Personal: Wer als Minister gehandelt wird
Zugetraut wird dies in der Partei derzeit nicht allen etablierten Kräften. Umweltministerin Barbara Hendricks, 65, etwa gilt zwar als angesehene Fachpolitikerin, eine neue, konfrontativere Strategie im Kabinett wird ihr aber kaum zugetraut.
Dafür könnten eher Kandidaten stehen, die bislang bundesweit noch nicht in Erscheinung getreten sind. Eine, deren Name zuletzt häufiger genannt wird, ist Franziska Giffey, Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Neukölln. Die 39-Jährige gilt als Kandidatin für das Familienministerium. Sie stammt aus Frankfurt an der Oder und hat mit SPD-Vizechefin Manuela Schwesig und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke mächtige Unterstützer.
Ebenfalls aus dem Osten kommt Klara Geywitz, 42. Sie ist seit 2004 Abgeordnete im Brandenburger Landtag und war lange Generalsekretärin des Landesverbands. Geywitz gehört dem Bundesvorstand an und gilt wie Giffey als mögliche Besetzung für das Familienministerium.
Auch in Nordrhein-Westfalen könnte es eine Überraschung geben. Sollte die vom Niederrhein stammende Hendricks dem neuen Kabinett nicht mehr angehören, wäre der Weg frei für ein neues Gesicht. Zum Beispiel Christina Kampmann. Die 37-Jährige war von 2015 bis 2017 Familienministerin in NRW. Für dieses Amt käme sie nun auch auf Bundesebene in Frage - wenn niemand aus dem Osten den Vorzug erhält.
Für das Umweltministerium wird zudem NRW-Generalsekretärin Svenja Schulze, 49, gehandelt. Sie war sieben Jahre lang Wissenschaftsministerin in Nordrhein-Westfalen und gehört dem SPD-Präsidium an.
Seinen Verzicht erklärte am Mittwoch Sachsens Landeschef Martin Dulig. Seine Aufgabe in Sachsen sei noch nicht beendet, und das habe er im Bundesvorstand deutlich gemacht, sagte ein Sprecher in Dresden.
Duligs Chancen galten aber ohnehin als relativ gering. Denn aus Niedersachsen drängen mit Thomas Oppermann, Hubertus Heil und Matthias Miersch gleich drei Männer ins Kabinett. Egal wer von ihnen Minister wird: Er wäre der dritte SPD-Mann. Aus dem Osten werden daher eher Frauen Chancen eingeräumt.
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