Spitzelstaat Linken-Abgeordnete will Stasi zurück

Sie fordert einen radikalen Umbau der Gesellschaft - und macht sich für ein Comeback der Stasi stark: Christel Wegner, Landtagsabgeordnete der Linken in Niedersachsen, überrascht mit kontroversen Interview-Äußerungen. Auch ihre Parteispitze - die sich hellauf empört.

Hamburg/Berlin - Die niedersächsische Linke-Abgeordnete Christel Wegner wünscht sich die berüchtigte Stasi zurück. Bei einer anderen Gesellschaftsform brauche man ein derartiges Organ, um sich vor "reaktionären Kräften" zu schützen, zitierte das ARD-Magazin "Panorama" die DKP-Politikerin Christel Wegner.

In der DDR war die Stasi, das Ministerium für Staatssicherheit, das wichtigste Instrument zur Unterdrückung und Überwachung der Bevölkerung. Die ARD-Sendung soll heute Abend ausgestrahlt werden.

"Ich denke nur, wenn man eine andere Gesellschaftsform errichtet, dass man da so ein Organ wieder braucht, weil man sich auch davor schützen muss, dass andere Kräfte, reaktionäre Kräfte, die Gelegenheit nutzen und so einen Staat von innen aufweichen", wird Wegner zitiert. Die Politikerin, die als Mitglied der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) auf der Liste der Linkspartei kandidierte, setzte sich auch programmatisch von der Linken ab. Die Linke wolle mit Reformen Veränderungen erreichen. "Wir sind der Auffassung: Das reicht nicht. Wir wollen den Umbau der Gesellschaft."

Dem Bericht zufolge rechtfertigte Wegner auch den Bau der Mauer an der deutsch-deutschen Grenze 1961. "Der Bau der Mauer war in jedem Fall eine Maßnahme, um zu verhindern, dass weiterhin Westdeutsche in die DDR konnten", wird die Angeordnete zitiert. Sie hätten die Wirtschaft geschädigt, weil sie billig eingekauft hätten. Wegner forderte in dem Interview auch die Verstaatlichung der Produktionsmittel, der Banken und Naturressourcen, um die "Macht des Kapitals" zu überwinden.

Der Vorstand der Linkspartei distanzierte sich von den Äußerungen. Sie seien inakzeptabel, erklärte Sprecherin Alrun Nüßlein in Berlin. Die Linke lehne jede Form von Diktatur ab und verurteile den Stalinismus als verbrecherischen Missbrauch des Sozialismus. Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Gregor Gysi, kritisierte die westdeutschen Landesverbände dafür, dass sie DKP-Mitglieder auf ihren Listen kandidieren lassen. "Es gibt für uns keinen Weg zurück in die DDR.

Es gibt für uns keinen Weg zur Verstaatlichung der Produktionsmittel. Und wenn einer eine andere Meinung hat und in der Fraktion ist, dann muss er eben überstimmt werden", wurde Gysi zitiert.

Bundeswahlkampfleiter Bodo Ramelow kritisierte die Äußerung "auf das Schärfste". Ramelow sagte der Nachrichtenagentur ddp, sollten sich die Aussagen bestätigen, dann habe Wegner keine Ahnung davon, wie viele Menschenleben der unkontrollierte Machtapparat der Stasi beeinträchtigt und wie viele Opfer er gekostet habe. Die Aussage zur Mauer sei eine "böse Verharmlosung". Die Mauer habe dazu gedient, Menschen einzusperren.

Auch die Fraktionsvorsitzende der Linken in Niedersachsen, Kreszentia Flauger, distanzierte sich von der Abgeordneten. "Das ist nicht unsere Position als Linke. Wir distanzieren uns klar von den Äußerungen Frau Wegners", sagte Flauger der AP. Die Linksfraktion im niedersächsischen Landtag habe Frau Wegner aufgefordert, ihr Mandat niederzulegen. "Sie denkt darüber nach", sagte Flauger.

Nach Erkenntnissen des Bundesamtes für Verfassungsschutz hat die 1968 gegründete DKP gut 4000 Mitglieder. Die Behörde zählt die Partei zum revolutionär-marxistisch orientierten Flügel des deutschen Linksextremismus.

als/ddp/AP

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