Staatsanwalt ermittelt Morddrohungen gegen Chemnitzer Oberbürgermeister

Nach einem Streit mit einem Stadtrat der Republikaner in Chemnitz wird Oberbürgermeister Peter Seifert (SPD) bedroht: Er habe zwei Briefe sowie einen anonymen Anruf mit Morddrohungen erhalten, hieß es.

Chemnitz - Der anonyme Anrufer hatte einen Bezug zu einer Auseinandersetzung zwischen Seifert und dem einzigen Republikaner im Stadtrat, Martin Kohlmann, hergestellt. In einer Stadtratssitzung im März hatte Kohlmann dem Oberbürgermeister unterstellt, er habe mit einer Rede den Bombenangriff auf Chemnitz vor 55 Jahren "verniedlicht".

Seifert habe zwar über die deutschen Verbrechen geredet, nicht aber über den "fürchterlichen Massenmord", meinte der rechtsextreme Abgeordnete. Kohlmann hatte Seifert damit so in Wut gebracht, dass das Stadtoberhaupt mit einem krassen Schimpfwort reagierte.

Staatsanwalt Bernd Vogel bestätigte einen Bericht der "Chemnitzer Morgenpost", wonach Ermittlungen wegen eines Anfangsverdachts der Bedrohung eingeleitet wurden. Da keine Anzeige des Oberbürgermeisters vorliege, habe die Ermittlungsbehörde auf Grund der Medienberichte zunächst die Polizei beauftragt, der Sache nachzugehen. Der Stadtsprecher Andreas Bochmann sagte, es stimme auch, dass der Oberbürgermeister vor seinem Wohnhaus von einem vermummten Motorradfahrer beschimpft wurde.

In der Erklärung von Republikaner-Chef Rolf Schlierer hieß es, es dränge sich der Verdacht auf, dass diese anonymen Drohungen inszeniert worden seien, um von dem "anhaltenden Fehlverhalten" Seiferts abzulenken. Stadtrat Kohlmann erklärte der Mitteilung zufolge, er distanziere sich nachdrücklich von diesen kriminellen Akten und von Gewalt in jeder Form. Er bleibe jedoch bei seiner "sachlichen Kritik an Dr. Seifert wegen dessen Verharmlosung der alliierten Massenmorde an der deutschen Zivilbevölkerung".

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