Wirtschaftsministerium Dauerreisende Staatssekretärin erzürnt Beamte
Berlin - Im Berliner Wirtschaftsministerium wächst der Unmut über die beamtete Staatssekretärin Anne Ruth Herkes. Ein hochrangiger Ministerialer urteilt über die FDP-nahe Ex-Diplomatin: "Ein solches Desinteresse für Themen und eine so ausgeprägte Reisefreude habe ich noch nicht erlebt. Es ist einfach nur grotesk."
Zwar verantwortet die Staatssekretärin, die seit März 2012 in der Behörde arbeitet, auch die Außenwirtschaftspolitik. Doch ihre Dienstreisen erscheinen unverhältnismäßig lang. So reiste Herkes Mitte März eine ganze Arbeitswoche durch Mosambik und Tansania. Ende April besuchte sie fünf Tage die USA, bevor sie kurze Zeit später zu einem zehntägigen Trip mit Bundespräsident Joachim Gauck nach Südamerika aufbrach.
Auch intern wird die Reisefreude von Herkes kritisch gesehen. Über einen Japan-Trip im Februar, für den fünf Tage vorgesehen waren, urteilt ein Insider: "Ich habe keine Ahnung, was sie dort die ganze Zeit gemacht hat." Selbst wenn Herkes in Berlin sei, so der Vorwurf aus der Behörde, verschaffe sie sich immer wieder Freiräume.
Offenbar vernachlässigt sie dabei ihre innenpolitischen Aufgaben. So hat sich die Spitzenbeamtin laut Insidern wenig um die Liberalisierung des Postmarktes gekümmert - obwohl es sich dabei um eines der Prestigeprojekte von Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) handelt. Dass es nun doch einen Gesetzentwurf gebe, heißt es, verdanke Rösler vor allem Herkes' Staatssekretärskollegen Stefan Kapferer.
Das Ministerium verweist darauf, dass Herkes auf dem Gebiet der Außenwirtschaftspolitik ihre Verpflichtungen und Zuständigkeiten in umfassender Weise erfülle und die deutsche Wirtschaft im Ausland bestens vertrete.