Ex-Abgeordneter Steffen Bockhahn verlässt Linkspartei »So wie die Partei heute ist, kann ich sie nicht mehr aushalten«

Vor mehr als 27 Jahren wurde Steffen Bockhahn Parteimitglied, jetzt reicht es dem Rostocker Sozialsenator: Die Linke schaffe es nicht, »den faschistischen Diktator Putin« als solchen zu benennen und zu ächten.
Früherer Landesvorsitzender der Linken in Mecklenburg-Vorpommern und Ex-Bundestagsabgeordneter: Steffen Bockhahn

Früherer Landesvorsitzender der Linken in Mecklenburg-Vorpommern und Ex-Bundestagsabgeordneter: Steffen Bockhahn

Foto: Jens B¸ttner/ picture alliance / dpa

Der Sozialsenator der Hansestadt Rostock und frühere Bundestagsabgeordnete Steffen Bockhahn tritt nach über 27 Jahren aus seiner Partei Die Linke aus. Als Grund nannte er unter anderem die Haltung seiner Partei zu Russlands Präsident Wladimir Putin und dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.

Die Linke schaffe es nicht, »den faschistischen Diktator Putin« als solchen zu benennen und zu ächten, schrieb er auf seiner Website. »Es gelingt ihr nicht, ihn klar zum Täter zu machen und die von ihm zu verantwortenden Kriegsverbrechen in der Ukraine anzuprangern.« Der NDR hatte den Rücktritt zuerst vermeldet.

Die Partei schaffe es nicht einmal, Putin für die mehr als 200.000 getöteten russischen Soldaten anzuprangern. »Putin ist ein Massenmörder, nicht nur an anderen Völkern, sondern sogar an seinem eigenen. Was ist so schwer daran, das zu benennen und sich unmissverständlich abzugrenzen?«, fragte Bockhahn in seiner Erklärung, die den Titel »Nach über 27 Jahren ist Schluss« trägt. »So wie die Partei heute ist, kann ich sie nicht mehr aushalten. Also muss ich gehen. Leider«, so Bockhahn.

Der 44-jährige gebürtige Rostocker saß von 2009 bis 2013 als direkt gewählter Abgeordneter im Bundestag. Er war zudem von 2009 bis 2012 Landesvorsitzender der Linken in Mecklenburg-Vorpommern und von 2004 bis 2014 Mitglied der Linkenfraktion in der Rostocker Bürgerschaft, wo er auch das Amt des Fraktionsvorsitzenden innehatte. Die Linke stellt in Rostock mit Eva-Maria Kröger die Oberbürgermeisterin.

Bockhahn arbeitete einst für den Bundestagsfraktionschef Dietmar Bartsch, zu dessen Reformerlager er gezählt wird. In den vergangenen Monaten waren mehrere bekanntere Politiker aus der Partei ausgetreten. Hintergrund war dabei immer die Uneinigkeit in der Partei.

Streit über Kundgebung

Bei den Linken tobt seit mehreren Tagen ein heftiger Streit über eine Kundgebung von Sahra Wagenknecht und der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Die beiden Frauen hatten ein »Manifest für Frieden« veröffentlicht, in dem sie sich gegen weitere Waffenlieferungen stellen.

Die Linkenspitze warf den beiden vor, sich nicht klar genug nach rechts abzugrenzen. »Eine solche Absage an die Hunderttausenden, die bisher schon das Manifest für Frieden gezeichnet haben, ist nachgerade selbstzerstörerisch. So handelt die Spitze einer Sekte, aber keine verantwortungsvolle linke Partei«, sagte die Linkenabgeordnete Sevim Dağdelen.

til/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten