»Alle Kanäle nutzen« AfD-Abgeordneter verteidigt Auftritt in russischer Propaganda-Talkshow

In einer Talkshow des Kremlpropagandisten Wladimir Solowjow wetterte der AfD-Bundestagsabgeordnete Steffen Kotré gegen angebliche Stimmungsmache deutscher Medien. Nun hat sich der Politiker dazu geäußert.
AfD-Mann Kotré im Bundestag

AfD-Mann Kotré im Bundestag

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Jens Krick / imago images/Future Image

Wladimir Solowjow ist einer der bekanntesten Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin sowie des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Immer wieder ätzt Solowjow in seiner Talkshow gegen westliche Politiker, bezeichnete in der Vergangenheit bereits Bundeskanzler Olaf Scholz als »Motte«, drohte Deutschland mit Krieg  – und steht inzwischen auf Sanktionslisten der EU sowie Kanadas.

Dem AfD-Bundestagsabgeordneten Steffen Kotré schien Solowjow dennoch ein geeigneter Gesprächspartner. Am Donnerstag ließ sich Kotré per Video zu Solowjows Sendung zuschalten und legte seine Sicht der Dinge dar. Mitschnitten zufolge, die in den sozialen Medien kursieren und in denen der AfD-Abgeordnete nicht immer klar zu verstehen ist, kritisierte Kotré unter anderem die deutschen Medien. Diese täten laut Kotré angeblich alles dafür, die deutsche Bevölkerung gegen Russland in Stellung zu bringen.

Nachdem mehrere deutsche Medien den Auftritt aufgegriffen und berichtet hatten, dass dieser der Partei nicht bekannt gewesen sei, rechtfertigte Kotré sich am Freitag auf Twitter . Er gebe grundsätzlich jedem ein Interview. »Ich sage: trotz Krieg: Diplomatie und miteinander reden – alle Kanäle nutzen«, so Kotré.

Explizit nannte Kotré dabei auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die Russland den Krieg erklärt habe. Kotré nahm dabei offenbar Bezug auf eine Äußerung Baerbocks aus der Vorwoche, die das Außenministerium auf SPIEGEL-Anfrage jedoch eingeordnet hatte.

Fragwürdige Parallelen zum Zweiten Weltkrieg

Auch über die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine hatte sich Kotré in seinem Videoauftritt »fassungslos« gezeigt und die Situation mit dem Zweiten Weltkrieg verglichen, als ebenfalls deutsche Waffen gegen Russen eingesetzt worden seien. Ähnlich undifferenziert hatte sich am Donnerstag Russlands Präsident Wladimir Putin anlässlich des Jahrestags der Schlacht von Stalingrad geäußert – und neue Drohungen gegen Deutschland ausgestoßen.

AfD-Chef Tino Chrupalla bewertete den Vorgang nicht inhaltlich. »Jeder gewählte Abgeordnete entscheidet und verantwortet zu führende Interviews in erster Linie selbst«, sagte er der Nachrichtenagentur dpa auf die Frage, ob der Auftritt mit ihm oder Fraktion und Partei abgesprochen gewesen sei und was er dazu sage.

Chrupalla traf sich mit russischem Botschafter zu Gedenkveranstaltung

Chrupalla äußerte sich auf Nachfrage auch zu seinem eigenen Auftritt mit dem russischen Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew, am Donnerstag in der Gedenkstätte Seelower Höhen im Osten Brandenburgs. Hintergrund war der 80. Jahrestag der Schlacht von Stalingrad.

Auf die Frage, wie er sein Treffen mit dem Botschafter vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine begründe, sagte Chrupalla: »Die leichtfertigen Äußerungen von Außenministerin Baerbock, wir befänden uns im Krieg, können und müssen eingeordnet werden. Wir müssen deeskalieren und diplomatisch die Hand reichen. Deutschland befindet sich nicht im Krieg mit Russland.«

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fek/dpa
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