SPD-Kandidat Steinbrück "Ich kämpfe für Rot-Grün"

Die SPD-Troika hat in Berlin ihre Entscheidung für Peer Steinbrück als Kanzlerkandidat verkündet. SPD-Chef Gabriel lobte ihn als "besten Kanzler für Deutschland", Rivale Steinmeier versprach: "Ich werde kämpfen, als wäre es mein eigener Wahlkampf."
SPD-Troika Steinbrück, Gabriel, Steinmeier (v.l.): "Steinbrück ist der beste Kandidat"

SPD-Troika Steinbrück, Gabriel, Steinmeier (v.l.): "Steinbrück ist der beste Kandidat"

Foto: Maurizio Gambarini/ dpa

Berlin - Die SPD hat Peer Steinbrück als ihren designierten Kanzlerkandidaten gekürt. Der 65-Jährige sagte im Willy-Brandt-Haus, er sei optimistisch, Regierungschefin Angela Merkel im kommenden Jahr ablösen zu können. "Ich nehme diese Herausforderung an", sagte Steinbrück. "Wir wollen diese Bundesregierung ablösen. Wir wollen, dass sie durch eine rot-grüne Regierung ersetzt wird." Ein Vorbild als Wahlkämpfer sei für ihn Gerhard Schröder. "Wahlkampf kann auch Spaß machen", sagte der frühere Finanzminister.

Mit 200 Prozent wolle er versuchen, die SPD in eine strategische Lage zu bringen, um die nächste Bundesregierung führen zu können. "Diese Troika wird über diesen Tag hinaus zusammenwirken und zusammenhalten für die SPD", sagte der frühere Bundesfinanzminister mit Blick auf Parteichef Sigmar Gabriel und Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier.

Die drei traten um 15.15 Uhr im Willy-Brandt-Haus vor die Kameras. Gabriel sagte gleich zu Beginn: "Ich werde am Montag in einer Sondersitzung Peer Steinbrück als Kandidaten für das Amt des Bundeskanzlers vorschlagen." Da brandete unter den Parteimitarbeitern Applaus auf. Gabriel sagte weiter : "Peer Steinbrück ist der beste Kanzler, den Deutschland finden kann und deshalb ist er auch der beste Kanzlerkandidat der SPD."

Gabriel sagte, für ihn habe seit dem Frühjahr 2011 festgestanden, dass er selbst nicht Kanzlerkandidat werden wolle. Er habe die beiden anderen gebeten, ihm nach der diesjährigen Sommerpause mitzuteilen, ob sie zur Verfügung stünden.

"Helmut Schmidt behält immer Recht"

Ursprünglich habe er die Entscheidung Ende November bekannt geben wollen. "Manchmal kommt das Leben anders als plant. Eines ist die SPD nie: langweilig", sagte Gabriel. "In der SPD ist alles wie früher: Am Ende behält Helmut Schmidt immer recht." Der Altkanzler Schmidt hatte Steinbrück bereits vor einem Jahr als geeigneten Kandidaten genannt.

Steinmeier sagte, er habe bereits vor vier Wochen intern klar gemacht, dass er auf eine Bewerbung als Spitzenkandidat verzichte. Er sagte: "Peer Steinbrück ist nicht nur der richtige Kandidat, er wird der richtige Kanzler für unser Land sein." Dann wandte sich der Fraktionsvorsitzende zu Steinbrück und sagte: "Dir, Peer, verspreche ich: Ich werde mich in dem Wahlkampf so engagieren als wäre es mein eigener." Zu seinem eigenen Rückzug als Kandidat sagte er, er habe persönliche Gründe, auf die er nicht näher eingehen wolle.

Am Vormittag hatte Gabriel seinen Genossen den Ex-Finanzminister in einer Telefonkonferenz als Herausforderer von Bundeskanzlerin Merkel vorgeschlagen. Der Parteivorstand werde ihn in einer Sondersitzung am Montag nominieren.

Steinbrück soll auf einem SPD-Sonderparteitag am 9. Dezember in Hannover offiziell zum Kanzlerkandidaten der Sozialdemokraten nominiert werden. Das berichtete die "Welt" unter Berufung auf Parteikreise.

Ursprünglich sollte der Kanzlerkandidat frühestens Ende des Jahres gekürt werden. Angesichts der anhaltenden Personalspekulationen hatten in den vergangenen Tagen vor allem die Landesverbände der SPD auf eine rasche Entscheidung gedrängt. Steinbrück galt schon länger als Favorit.

fab/dpa/Reuters
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