Stuttgart 21 Bahn-Chef lässt Hoffnungen auf Baustopp platzen

Der Spielraum für Stuttgart-21-Vermittler Heiner Geißler wird immer enger: Die Gegner des Milliardenprojekts wollen nur verhandeln, wenn es einen zeitweiligen Baustopp gibt. Jetzt hat Bahn-Chef Grube ihnen eine deutliche Absage erteilt.
Stuttgart 21: Bahn-Chef lässt Hoffnungen auf Baustopp platzen

Stuttgart 21: Bahn-Chef lässt Hoffnungen auf Baustopp platzen

Foto: dapd

Heiner Geißler

Rüdiger Grube

Stuttgart 21

Stuttgart - Rückschlag für Vermittler : Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, , lehnt einen Baustopp für das umstrittene Bahnprojekt kategorisch ab - auch für die Zeit möglicher Schlichtungsgespräche. "Es kann und darf keinen Bau- und Vergabestopp geben", sagte Grube bei einer Veranstaltung in Stuttgart am Montagabend. "Mit dem Grundwassermanagement können wir nicht aufhören. Ein Vertrag ist ein Vertrag, und ein Vertrag ist dafür da, dass er erfüllt wird", fügte er vor mehreren hundert Vertretern von Wirtschaft und Politik hinzu.

Das Fundament für die bereits beauftragte Anlage im Stuttgarter Schlossgarten müsse vor der Frostperiode gegossen werden - und dies sei nur bis November möglich, sagte Grube. Sollten die Bauarbeiten ausgesetzt werden, könnte sich eine Verzögerung von drei bis sechs Monaten ergeben. Ein Baustillstand koste die Deutsche Bahn zusätzlich rund zehn Millionen Euro im Monat.

Mit dieser Äußerung sind die erhofften Gespräche unter Vermittlung Geißlers ein Stück unwahrscheinlicher geworden. Denn die Gegner von Stuttgart 21 machen einen Stopp aller Bauarbeiten zur Bedingung für einen Dialog. Geißler hatte am Montagmorgen bekanntgegeben, die Bahn prüfe, ob ein Baustopp während der Schlichtung möglich wäre. "Ich habe gestern Abend drei Stunden mit dem Bahn-Chef Dr. Grube geredet und die eruieren jetzt eben, ob tatsächlich dieses Grundwassermanagement in der Zeit der Schlichtung, also in den nächsten Wochen, auch tatsächlich durchgeführt werden muss", hatte Geißler im "Morgenmagazin" des ZDF gesagt.

"Hier geht es um ja oder nein"

Grube sagte nun, in seinen Gesprächen mit Geißler und Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) habe er klargemacht, was möglich sei und was nicht möglich sei, um den Konflikt zu lösen. Er wolle alles tun, um einen Dialog in Gang zu setzen. Hoffnungen auf einen Kompromiss machte er allerdings keine. Der oft verwendete Begriff Schlichtung sei nicht zutreffend, denn er erinnere an eine Tarifverhandlung. "Hier geht es um ja oder nein", so Grube.

Wenn es Geißler allerdings gelinge, verunsicherte Menschen, die derzeit demonstrierten, für Argumente wieder zugänglich zu machen, sei viel erreicht, sagte Grube. Der 59-Jährige war auf Einladung der Stuttgarter Industrie- und Handelskammer zu einem Podiumsgespräch in die baden-württembergische Landeshauptstadt gekommen.

Unterdessen demonstrierten im Schlossgarten erneut Tausende friedlich gegen das umstrittene Bauprojekt. Nach Veranstalterangaben gingen 30.000 Menschen auf die Straße, die Polizei berichtete von 10.000 Demonstranten. Auch vor dem Gebäude, in dem die Podiumsdiskussion mit Grube stattfand, forderten zahlreiche Demonstranten einen Baustopp. An diesem Dienstag wollen sich die Gegner des Bahnprojekts mit Vermittler Geißler treffen.

hut/Reuters/dapd
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